Nur etwa jede dritte NRW-Kommune will Bezahlkarte einführen

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk
Nach Angaben der kommunalen Spitzenverbände will derzeit nur etwa jede dritte Kommune in NRW die Bezahlkarte für Geflüchtete einführen. "Etwa ein Drittel der Kommunen sagt, wir führen die Karte ein. Ein Drittel sagt, wir führen sie nicht ein. Und ein Drittel sagt, wir wissen es noch nicht", sagte Andreas Wohland, Beigeordneter des Städte- und Gemeindebunds NRW, der "Rheinischen Post".
Der Städtetag NRW teilte dem Blatt mit, er könne diese Verteilung "auch
für unsere Mitgliedschaft in der Tendenz genau so bestätigen". "Wir sind
nicht glücklich. Wenn nur ein Drittel der Kommunen mitmacht, ist das
ein schlechtes Signal", kritisierte Andreas Wohland die Situation.
Landesfluchtministerin
Josefine Paul verteidigte die Opt-Out-Regelung, durch die die Kommunen
sich per Gesetz frei für oder gegen die Einführung der Bezahlkarte
entscheiden können. "Aus Sicht der Landesregierung bleibt es richtig,
den Kommunen vor Ort im Rahmen kommunaler Selbstverwaltung und
demokratischer Entscheidungsprozesse die Möglichkeit zu erhalten,
etablierte Systeme auch zukünftig zu nutzen", sagte sie der "Rheinischen
Post".
Zugleich sind noch immer wesentliche Fragen zur
praktischen Anwendung der Karte offen. So ist die angekündigte
Überweisungsfunktion der Karte in NRW noch nicht verfügbar: "Die
SEPA-Funktion der Bezahlkarte ist in Nordrhein-Westfalen - anders als
teils zu lesen ist - bisher nicht freigeschaltet", teilte das
Fluchtministerium der "Rheinischen Post" mit. "Die konkrete
Ausgestaltung der Überweisungs- und Lastschriftfunktion befindet sich
aktuell noch im rechtlichen Einführungsprozess;
Überweisungen/Lastschriften sind daher in NRW noch nicht möglich."
Die
Opposition im Landtag übt scharfe Kritik. "Das schwarz-grüne Modell der
Bezahlkarte ist ein absoluter Rohrkrepierer", sagte die
stellvertretende SPD-Fraktionschefin Lisa-Kristin Kapteinat der
"Rheinischen Post". "Und das angesichts der Tatsache, dass Hendrik Wüst
sie als Allheilmittel seiner Flüchtlingspolitik auserkoren hat. Nichts
ist draus geworden. Nur Durcheinander und Kuddelmuddel. In dieser Form
gehört sie tatsächlich einfach nur abgeschafft."
Der
Flüchtlingsrat NRW kritisiert die Bezahlkarte: "Das ist
Abschreckungspolitik auf Kosten von allen", so die Geschäftsführerin
Birgit Naujoks: "Auf Kosten derjenigen, die die Karte kriegen, und auf
Kosten der Verwaltungsmitarbeiter und auf Kosten der Steuerzahler, wenn
dieses teure Mittel angewendet wird."
Quelle: dts Nachrichtenagentur