Experten warnen vor Kehrtwende beim Heizungsgesetz
Mehrere Verbände warnen die neue Bundesregierung davor, das sogenannte Heizungsgesetz abzuschaffen, wie es Union und SPD angekündigt haben.
Sie beziehen sich unter anderem auf den Absatz von 62.000 Wärmepumpen im
ersten Quartal 2025, ein Anstieg um 35 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum. "Der Markt kommt allmählich in Schwung, weil sich die
Erkenntnis durchsetzt, dass der Abschied von fossilen Energieträgern
sinnvoll ist", sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands
Wärmepumpe, dem "Spiegel".
Der Absatz von Öl- und Gasheizungen
indes ist im ersten Quartal weiter eingebrochen. Auch die Nachfrage nach
Energieberatungen ist gestiegen. "Jetzt, da das Heizungsgesetz schon
eine Zeit lang gilt, hat die Panik spürbar nachgelassen", sagte Stefan
Bolln, Vorsitzender des Energieberatendenverbands GIH. Viele Eigentümer
rechneten die Alternativen für sich durch und kämen zu dem Schluss, dass
sich der Umstieg auf eine klimafreundliche Heizung lohne. An immer mehr
Orten zeichne sich zudem ab, dass es keine Wärmenetze für die breite
Masse geben werde. "Das treibt die Nachfrage nach Wärmepumpen", sagte
Bolln.
Union und SPD haben im Koalitionsvertrag angekündigt, das
Heizungsgesetz der Vorgängerregierung wieder abzuschaffen. "Es ist
unklar, was die Regierung damit meint", sagte Jan Peter Hinrichs,
Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle
(BuVEG). Sollte es fortan keine Anforderungen mehr an neue Heizungen
geben, dürfte das im Konflikt mit der EU-Gebäuderichtlinie stehen, die
der Bund in nationales Recht umsetzen muss. "Der Satz im
Koalitionsvertrag sieht einfach aus, aber birgt große Risiken", so
Hinrichs.
Deutschland droht, seine Klimaziele im Gebäudesektor
weiterhin zu verfehlen. 2024 wurden nur 0,69 Prozent aller Wohngebäude
an Dach, Fenstern oder Fassade erneuert. Das zeigt eine Studie der Firma
B+L Marktdaten im Auftrag des BuVEG, über die der "Spiegel" berichtet.
Pro Jahr müssten 1,7 bis 1,9 Prozent der Wohnimmobilien zumindest
teilsaniert werden, damit der Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral
werden kann. Das ließ das Bundeswirtschaftsministerium noch unter Robert
Habeck (Grüne) errechnen. "Hausbesitzer sind verunsichert, wenn sie
nicht wissen, welche Vorgaben und welche Förderung kommen", sagte Frank
Lange, Geschäftsführer des Verbands Fenster + Fassade.
Quelle: dts Nachrichtenagentur