Grüne fordern Enteignung des Ölkonzerns Rosneft
Die Grünen fordern von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach dem Verstreichen des Ultimatums für einen Waffenstillstand in der Ukraine, die Sanktionen zu verschärfen. "Die Bundesregierung sollte handeln und Rosneft Deutschland enteignen", sagte der energiepolitische Sprecher der Grünenfraktion, Michael Kellner, dem "Spiegel".
Der russische Ölkonzern, an dessen Spitze ein Vertrauter von Staatschef
Wladimir Putin steht, ist immer noch in Deutschland investiert. Ihm
gehören mehrheitlich die Anteile an der Raffinerie im ostdeutschen
Schwedt, sowie kleinere Beteiligungen an Raffinerien in
Baden-Württemberg und Bayern.
Der Besitz befindet sich zwar seit
September 2022 unter Treuhandschaft des Bundes, und mögliche Gewinne
gelangen nicht nach Russland. Doch Kellner hält es an der Zeit für einen
konsequenten Schnitt. "Das wäre ein Schulterschluss mit unseren
Freunden in Europa und ein klares Signal an Putin", sagte er. Das gelte
insbesondere für die PCK-Raffinerie in Schwedt. Kellner hält es für an
der Zeit, klare Verhältnisse zu schaffen und Rosneft zu enteignen. "Das
würde zugleich den Beschäftigten in den Raffinerien Sicherheit bieten",
sagte er dem "Spiegel".
Rosneft dürfte gegen die Enteignung
klagen und der Staat müsste Rosneft entschädigen. Doch das hält Kellner
für vertretbar. Die Kaufsumme, so sagte er, würde auf ein Treuhandkonto
gehen und erst dann nach Moskau überwiesen werden, wenn der Krieg vorbei
ist und die Sanktionen beendet. Die Gelegenheit sei insofern günstig,
als die Treuhandschaft immer wieder verlängert werden muss. In diesem
Herbst wäre es wieder so weit.
Rosneft klagt zwar inzwischen
nicht mehr dagegen, könnte aber jederzeit das juristische Verfahren
wieder aufnehmen. Wäre der Krieg beendet, könnte der Energieriese wieder
in Deutschland das Geschäft aufnehmen. Kellner will das verhindern. Die
Bundesregierung, so Kellner, solle Druck auf die EU ausüben, damit
Rosneft seine Anteile in Deutschland verliere.
Das 18.
Sanktionspaket, auf das sich Brüssel noch nicht einigen konnte, wäre der
richtige Ort, um dies festzuschreiben, sagte der Grüne. Notfalls würde
es auch im Alleingang gehen, so Kellner. Es würde in die Ansage der
EU-Kommission passen, sich von Russland in Sachen Energie vollkommen
unabhängig zu machen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur