Krankenkassen fordern Meldepflicht für freie Psychotherapieplätze
Angesichts der weiterhin langen Wartezeiten in der Psychotherapie fordern die gesetzlichen Krankenkassen eine Meldepflicht für freie Behandlungskapazitäten und eine zentrale Vergabe von Terminen. "Wir haben keinen Mangel an Psychotherapieplätzen. Aber gerade schwer psychisch Kranke haben Probleme, einen Therapieplatz zu finden", sagte die Vize-Chefin des Kassen-Spitzenverbandes, Stefanie Stoff-Ahnis, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Heute ist es vielfach so, dass psychisch Erkrankte eine Praxis nach der
anderen anrufen, auf den Anrufbeantworter sprechen und dann zu Hause
auf den Rückruf hoffen, der selten kommt", sagte sie.
"Diesen
unverantwortlichen Zustand wollen wir nicht länger hinnehmen, und
fordern deshalb einen besser organisierten Zugang zur
psychotherapeutischen Versorgung", so die Verbandsvertreterin mit Blick
auf ein Positionspapier, das der Verwaltungsrat des Verbandes
beschlossen hat und über das die RND-Zeitungen berichten.
Konkret
wollen die Kassen die Psychotherapeuten gesetzlich dazu verpflichten,
freie Behandlungskapazitäten an die Terminservicestellen der
Kassenärztlichen Vereinigungen zu melden. Konkret spricht der Verband
von einer "angemessenen" Anzahl an Sprechstunden und der Hälfte der
Behandlungsplätze. "Gerade schwer psychisch Erkrankten ist es nicht
zuzumuten, alleine einen Therapieplatz ohne direkte Hilfe und
unterstützende Orientierung zu suchen", argumentierte Stoff-Ahnis.
Die
Terminservicestellen sind per Gesetz verpflichtet, innerhalb von vier
Wochen Termine für die psychotherapeutische Sprechstunde zu vermitteln.
Das wird laut Spitzenverband aber nicht erreicht: 2023 wurde danach mehr
als die Hälfte der Anfragen (54 Prozent) gar nicht oder nicht in der
vorgeschriebenen Frist vermittelt. Auch die Vermittlung einer
weiterführenden Behandlung ist laut Verband unbefriedigend. So seien
2023 nur 365.000 Termine angeboten worden, das seien auf die aktuell
40.000 Psychotherapeuten bezogen nur neun Termine pro Jahr, beklagt der
Verband in seinem Positionspapier.
Quelle: dts Nachrichtenagentur