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Drogenbeauftragte will Jugendliche trocken legen

Archivmeldung vom 05.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Immer mehr Jugendliche saufen sich bewusstlos. Ein Grund: An fast jeder Tankstelle bekommen Minderjährige rund um die Uhr Bier und Schnaps. Gemeinsam mit den Mineralölverbänden will die Bundesregierung den Hahn jetzt zudrehen.

Zu billig, auch nachts zu leicht zu haben, zu stark beworben ist der Alkohol, moniert Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Ob in Discos, Kneipen, Supermärkten, Kiosken oder eben an deutschen Tankstellen - vielfach kommen Minderjährige nach wie vor leicht an den riskanten Stoff heran. Die Verantwortung von Schule, Eltern und Gesellschaft insgesamt gegen Trinkerei bei Minderjährigen sei nicht alles: Auch die schnelle und nächtliche Verfügbarkeit von Alkohol verführe viele junge Gelegenheitstrinker. «Das kann man messen», sagt Gassmann.

Mehr als 23.000 Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren wurden zuletzt pro Jahr mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt - so viele wie nie zuvor. Der Suff ist für viele Jugendliche normal. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), will das aber nicht akzeptieren. Zumindest eine Quelle will sie in nächster Zeit trockenlegen: den Alkoholverkauf an Tankstellen. Zusammen mit den fünf Spitzenverbänden der Mineralölbranche wird die SPD-Politikerin heute in Berlin ein Aktionsprogramm starten, um letztendlich auch das jugendliche Komasaufen weiter einzudämmen.

Mit dem Konzept, das news.de vorab vorliegt, soll nicht ein generelles Verkaufsverbot von Alkohol an Tankstellen eingeführt werden, wie es kürzlich etwa in Baden-Württemberg erwogen wurde. «Wir wollen mit dem Aktionsprogramm beweisen, dass man auch andere Wege beschreiten kann, um den Jugendschutz zu garantieren», erklärte ein Sprecher der Drogenbeauftragten. Der Plan: Die Tankstellen-Branche verpflichtet sich mit dem Aktionsprogramm freiwillig zur Umsetzung von mehreren Maßnahmen.

Unter anderem sollen an 15.000 Tankstellen in Deutschland zertifizierte Mitarbeiterschulungen zum Thema Jugendschutz durchgeführt werden. Zugleich werden die Ausweiskontrollen verstärkt und ausgeweitet. Die Kassierer seien künftig dazu angehalten, heißt es, sich bis zu einem geschätzten Alter von 25 Jahren die Pässe vorlegen zu lassen. Das sei wichtig, damit auch älter aussehende Minderjährige am Alkoholkauf gehindert werden könnten. «Das kann sehr konfliktträchtig sein, aber wir hoffen hier auf das Verständnis der volljährigen Kunden», sagte der Sprecher. Damit das Personal die Ausweiskontrolle nicht vergisst, werden im Kassensystem künftig Warnhinweise aufblinken, sobald der Verkäufer die Alkoholflaschen unter den Preisscanner hält.

Ob eine Selbstverpflichtung zur stärkeren Kontrolle ausreicht, um das Problem in den Griff zu bekommen, muss sich freilich erst erweisen. «Es handelt sich hier um einen Test, der in zwei bis drei Jahren ausgewertet sein wird», sagte der Sprecher. Sicherlich, so gab er zu, könne dies nur der Anfang sein. Denn immerhin kommen Jugendliche auch andernorts locker und einfach an den Alkohol dran. «In anderen Branchen wie den Kioskbesitzern oder dem Einzelhandel müssen wir auch noch aktiver werden», sagte der Sprecher. Aber hier seien Gespräche bereits angedacht.

Ein Teil der Opposition im Bundestag kann der aktuellen Bemühung der Bundesregierung jedenfalls etwas Positives abgewinnen. So bezeichnete der drogenpolitische Sprecher der FDP, Detlef Parr, das Aktionsprogramm erst einmal als einen «richtigen Schritt in die richtige Richtung».
 

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