Dobrindt will nach Urteil weiter an Zurückweisungen festhalten

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Trotz der Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts will Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) an seiner Anweisung festhalten, Asylsuchende bei Grenzübertritt zurückzuweisen. "Es gibt keinen Grund aufgrund einer Gerichtsentscheidung, die heute hier erfolgt ist in diesem Einzelfall, unsere Praxis zu verändern", sagte er am Montagabend. "Wir bleiben dabei."
Der Minister sieht im Urteil eine Einzelfallentscheidung und keinen
Beschluss zur allgemeinen Rechtslage. Außerdem strebe er ein
Hauptsacheverfahren an. Davon erhofft sich der CSU-Politiker
abschließende Klarheit über die rechtlichen Gegebenheiten.
Scharfe
Kritik kam von Linken-Chef Jan van Aken. "Die Bundesregierung verstößt
gegen geltendes Recht, nur weil sie Sündenböcke braucht", sagte er der
"Rheinischen Post" (Dienstag) mit Blick auf die Eilentscheidung des
Berliner Verwaltungsgerichts, wonach die Zurückweisung von Asylsuchenden
bei Grenzkontrollen auf deutschem Gebiet rechtswidrig ist.
Van
Aken weiter: "Mit ihrer widerlichen Hetze gegen Migrantinnen versucht
sie nur davon abzulenken, dass sie eine Politik gegen die Mehrheit der
Menschen hier im Land macht. Statt Ablenkungsdebatten auf dem Rücken der
Schwächsten zu führen, muss sich die Bundesregierung endlich um die
echten Probleme kümmern: einen Mietendeckel, eine aktive
Investitionspolitik und eine Vermögenssteuer."
Der
Innenpolitik-Experte Lars Castellucci (SPD) kritisierte, dass das Haus
von Dobrindt in der verschärften Asylpolitik einen wenig rechtssicheren
Weg gewählt habe. "Die Reaktionen aus den Nachbarstaaten, zuletzt aus
Frankreich, und nun auch das Gerichtsurteil offenbaren: Das
Bundesinnenministerium ist offensichtlich weder ausreichend in die
Abstimmung mit unseren Partnerländern gegangen, noch hat es einen klar
rechtssicheren Weg für Zurückweisungen eingeschlagen", sagte Castellucci
den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Dienstag).
"Wer sich auf
Recht und Ordnung beruft, muss Recht und Ordnung einhalten", so
Castellucci, der Mitglied im Innenausschuss ist. Um die irreguläre
Migration zu begrenzen, sei eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarn
zwingend, idealerweise in Form gemeinsamer Kontrollen. Es gelte
unbedingt zu verhindern, dass Migranten im Grenzgebiet untertauchen.
"Bereits
die frühere Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte damit begonnen,
Dublin-Verfahren grenznah und beschleunigt durchzuführen, um den
zuständigen Staat für ein Asylverfahren zu ermitteln. Das scheint mir,
zumindest bis zur Einführung des neuen europäischen Asylsystems, der
geeignetere Weg", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete.
Quelle: dts Nachrichtenagentur