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Neue Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg aufgetaucht

Archivmeldung vom 16.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Fabian Pittich
Karl-Theodor zu Guttenberg Bild: bundesregierung.de
Karl-Theodor zu Guttenberg Bild: bundesregierung.de

Die Plagiatsvorwürfe gegen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ziehen immer weitere Kreise. Wie die "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe) berichtet, wird Guttenberg nun auch vorgeworfen, in seiner Doktorarbeit Passagen des Tübinger Juristen Martin Nettesheim verwendet und nicht korrekt gekennzeichnet zu haben. Nettesheim hatte sich 2002 in einem Aufsatz "Die konsoziative Föderation von EU und Mitgliedstaaten", erschienen in der "Zeitschrift für Europarechtliche Studien", mit einem ähnlichen Thema beschäftigt wie Guttenberg in seiner Doktorarbeit.

Die Zeitung beruft sich auf einen Vergleich beider Texte, den ein Münsteraner Rechtswissenschaftler vorgenommen hat. Der Minister zitiert demnach aus dem Aufsatz sechs Passagen ganz oder weitestgehend wortgleich, ohne sie in Anführungszeichen zu setzen. Auf die Quelle wird in den Fußnoten nur ungenau oder gar nicht hingewiesen. Guttenberg habe mehrfach gegen das Gebot des "nachvollziehbaren Trennens eigner von fremden Gedanken" verstoßen, lautet das Urteil des Experten.

Bartsch zum Fall Guttenberg: Lieber in Moskau promoviert, als irgendwo abgeschrieben

Mit einer vom realsozialistischen Lebensbetrieb geprägten Promotions-Erfahrung meldete sich der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dr. rer. oec. Dietmar Bartsch, zum Plagiatsvorwurf gegenüber CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu Wort. Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) sagte Bartsch: "Besser in Moskau promoviert, als irgendwo abgeschrieben." Bartsch erwarb seinen Doktortitel 1990 an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Moskau.

Jurist und Plagiats-Experte Hanschmann: In vergleichbaren Fällen wie der Guttenberg-Arbeit wurde der Doktorgrad entzogen

Der juristische Plagiats-Experte und frühere Mitarbeiter beim Bundesverfassungsgericht, Dr. Felix Hanschmann, hält die Vorwürfe gegenüber der Promotionsarbeit von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für sehr gravierend. Der Jurist, der sich ausgiebig mit der Guttenbergschen 475-seitigen Dissertation beschäftigt hat, sagte gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe): "Es gibt vergleichbare Fälle, die von den Verwaltungsgerichten entschieden worden sind, und die sind fast durchgängig mit der Entziehung des Doktorgrades ausgegangen."

Man könne natürlich, vor allem bei einer Arbeit von 475 Seiten, wie sie die Promotionsschrift von Herrn zu Guttenberg umfasse, "aus Unachtsamkeit Zitate vergessen", sagte Hanschmann. "Die Plagiate erstrecken sich aber in diesem Fall teilweise über mehrere Seiten, finden sich an verschiedenen Stellen der Arbeit und betreffen mehrere Fremdautoren. In mindestens drei Fällen sind die Quellen nicht einmal im Literaturverzeichnis der Arbeit aufgeführt."

Hanschmann sagte, "es gibt Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte, die in vergleichbaren Fällen Vorsatz annehmen". Mit Blick auf die Folgen für das Ansehen zu Guttenbergs meinte der Jurist und Plagiats-Experte Hanschmann in dem Interview: "Wäre Herr zu Guttenberg ein Wissenschaftler, würde diese Sache ausreichen, um seinen Ruf in der wissenschaftlichen Gemeinschaft ganz erheblich zu beschädigen."

Scharfe Kritik an zu Guttenberg aus der SPD - "Plagiatsvorwürfe sind sympthomatisch"

Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels hält die jüngsten Plagiatsvorwürfe gegen die Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für symptomatisch. "Das ist ein Minister, bei dem vieles nicht ist, wie es scheint", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). "Dies ist ein weiterer Beleg." Die aktuelle Berichterstattung habe sich Guttenberg jedenfalls "selbst zuzuschreiben". Bartels fügte hinzu: "Guttenberg redet immer davon, dass sich etwas gehört oder nicht gehört. Hier muss man eindeutig sagen: Das gehört sich nicht." Der sicher-heitspolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Omid Nou-ripour, erklärte dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Mir ist nur wichtig, dass Guttenberg sich endlich um sein Haus kümmert. Alles andere-geht mich nichts an." 

Bundesverteidigungsminister CSU-Politiker Geis: Guttenberg wird mit Dreck beworfen

Der CSU-Bundestagsabgeordnete und frühere rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Geis, hat die aktuelle Kritik an der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) scharf verurteilt. "Er wird von allen Seiten angegriffen, weil er ein so hohes Ansehen in der Bevölkerung hat", sagte Geis der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). "Deshalb sucht man überall, um ihn mit Dreck beschmeißen zu können. Das halte ich für eine Masche, die ich nicht gutheißen kann und die man scharf verurteilen muss." Er fügte hinzu: "Guttenberg ist eine Lichtgestalt. Und die muss runter vom Thron."

Quelle: Saarbrücker Zeitung / Leipziger Volkszeitung / Kölner Stadt-Anzeiger / Mitteldeutsche Zeitung

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