Otte wirft Pistorius Versäumnisse bei Modernisierung vor
Der neue Wehrbeauftragter des Bundestages, Henning Otte (CDU), wirft Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) Versäumnisse bei der Modernisierung der Bundeswehr vor. Dem Nachrichtenmagazin "Focus" sagte der CDU-Politiker: "Die erste Halbzeit der Zeitenwende wurde verspielt. Wir haben jetzt die zweite Halbzeit. Eine dritte wird es nicht geben."
Nach der Zeitenwende-Rede des früheren Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD)
sei zu viel Zeit ins Land gegangen, führte Otte aus. "Bei der
Beschaffung von Drohnen stehen wir noch am Anfang. Wie auch beim neuen
Wehrdienst. Ich vermisse, dass die Strukturen in der Bundeswehr streng
am Auftrag ausgerichtet werden. Wir brauchen Verbände, die in der Lage
sind zu kämpfen." Von modernen Kampfpanzern seien beispielsweise zu
wenige beschafft worden. Eine der Nato zugesagte Heeres-Division habe
nur deshalb nahezu voll ausgestattet werden können, weil andere Verbände
Gerät abgeben müssten. Immer noch dauere "alles viel zu lange". Otte
sieht daher einen "erhöhten Handlungsbedarf im
Bundesverteidigungsministerium".
Das betrifft auch die Frage, wie
das Ministerium die Personalnot der Truppe lindern will. Pistorius hat
jüngst erklärt, dass die Bundeswehr bis zu 60.000 zusätzliche Soldaten
brauche. Pistorius müsse jetzt die "Karten auf den Tisch legen", wie das
gelingen soll, so Otte.
Er selbst wolle seine Amtszeit nutzen,
um die Bedingungen für die 181.000 Soldaten in Deutschland zu
verbessern. Viele pendelten zu ihren Dienstorten oder führen
Fernbeziehungen, weil die Truppe oft keine Verwendung am Wohnort bieten
könne. Otte sagte, er wünsche sich eine "Überprüfung der Laufbahnwege,
damit Soldaten in ihrer Zeit bei der Bundeswehr weniger von der Familie
getrennt sind." Otte führte aus: "Wenn wir eine 'kaltstartfähige' Armee
haben wollen, und das ist das Ziel, müssen wir bei der Vereinbarkeit von
Dienst und Familie besser werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur