Gesundheitsfonds rettet Gesundheitssystem nicht
Archivmeldung vom 25.09.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.09.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Kritik an der Gesundheitsreform der großen Koalition reißt nicht ab. Auch der ehemailge Verfassungsrichter Paul Kirchhof hat sich gegen den von der großen Koalition geplanten Gesundheitsfonds ausgesprochen.
"Ein Fonds bringt nicht einen Euro 
mehr Geld, ein Fonds macht auch die Medizin nicht billiger, ein Fonds
rettet unser Gesundheitssystem nicht", sagte Kirchhof der Leipziger 
Volkszeitung (Dienstagausgabe). "Ein bisschen Umschichtung und 
Neuverteilung verschiebt die Probleme, ist keine Reform." 
Der im Unions-Kompetenzteam im Bundestagswahlkampf 2005 für die Finanzen zuständige Kirchhof forderte die Politik auf, den Menschen endlich zu sagen, vor welchen Problemen das deutsche Gesundheitssystem steht, "dass man sich auf das medizinisch Notwendige beschränken muss, dabei aber jeder - ob arm oder reich - die gleiche Gesundheitsversorgung erhält". Wer eine bessere Versorgung als die gesetzlich garantierte wolle, müsse sich dann privat absichern, erklärte Kirchhof, der sich nach eigenem Bekunden künftig auf seine Professorenrolle in Heidelberg beschränken will.
Zugleich kritisierte Kirchhof die Politiker, Parteien und den 
Lobbyismus heftig. Die Abgeordneten sollten "weniger Gesetze machen 
und sich weniger von der Regierungsarbeit bestimmen lassen, dafür 
aber mehr die Bürger und deren Anliegen repräsentieren". Dafür 
müssten sie aber mehr mit den Bürgern sprechen - und nicht die ganze 
Woche in Berlin sein, sagte Kirchhof der Leipziger Volkszeitung. 
Außerdem hätten die Interessenvertreter - ob nun sozial, 
gewerkschaftlich oder wirtschaftlich engagiert - eine "zu enge 
Bindung an die Regierung".  Lobbyisten sollten bei der 
Meinungsbildung mitwirken dürfen - aber sie nicht bestimmen. 
"Referenten von Ministerien und Interessenverbänden arbeiten über 
Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte zusammen." 
Das "Drama der großen Koalition" sieht Kirchhof darin, "dass zwei 
Parteien, die sich noch vor einem Jahr programmatisch bekämpft haben 
und das vor der nächsten Bundestagswahl auch wieder tun werden, nun 
gemeinsam in einem Boot rudern". Diese Parteien könnten nur wenige 
gemeinsame Ziele haben, weshalb viele  Erwartung unerfüllt blieben. 
Kirchhof hat gestern in Berlin sein neues Buch "Das Gesetz der Hydra. Gebt den Bürgern ihren Staat zurück!" vorgestellt.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung

 
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
       
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