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Krankenkassen und Experten kritisieren Röslers Arzneimittel-Sparpläne

Archivmeldung vom 11.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Rainer Sturm / PIXELIO
Bild: Rainer Sturm / PIXELIO

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) gerät mit seinen Arzneimittel-Sparplänen zunehmen in die Kritik der Krankenkassen und Experten. Es sei zwar "ein gutes Signal", dass Kassen und Hersteller künftig über Preise für neue patentgeschützte Medikamente verhandeln sollen, sagte der Vorstands vorsitzende der AOK Rheinland-Hamburg, Wilfried Jacobs, dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Dabei müsse eine unabhängige Kosten-Nutzen-Prüfung aber vor Beginn solcher Preisverhandlungen stattfinden und nicht, wie von Rösler gewollt, nur für den Fall gescheiterter Verhandlungen im Nachhinein. Ohne vorherige Prüfung würden die Pharma-Unternehmen mit weit überzogenen Forderungen in die Verhandlungen gehen, um "am Ende ihre Wunsch-Preise" durchzusetzen, sagte Jacobs weiter. Die bisher von der Branche an den Tag gelegte Verhandlungsstrategie lasse dies jeden falls erwarten. "Für hochwirksame Neuerungen werden wir auch angemessene Preise zahlen. Ist der Nutzen aber nicht nachweisbar, ist jeder Preis zu hoch", betonte der Kassenchef. Scharfe Kritik äußerte auch die größte deutsche Einzelkasse Barmer-GEK. Da zu Beginn der Verhandlungen "keine objektive Bewertung des Zusatznutzens vorliegt, sondern nur die Eigenangaben der Hersteller, verfügen die Kassen über keine belastbare Verhandlungsgrundlage", sagte der stellvertretende Barmer- GEK-Sprecher Kai Behrens der Zeitung . Insbesondere kleinere Kassen seien aufgrund fehlender Eigenexpertise nicht in der Lage, die Hersteller-Angaben zum Zusatznutzen zu überprüfen. Röslers Vorhaben sind auch nach Einschätzung von Experten wirkungslos. "Es wird nichts daran ändern, dass in Deutschland Mondpreise verlangt werden", sagte der Pharmakologe Peter Schönhöfer.

In Deutschland verlangten die Firmen um 80 Prozent höhere Preise als im europäischen Ausland. Während des vorgesehenen einjährigen Verhandlungszeitraums "werden die Firmen auch mit nutzlosen Präparaten abkassieren können", sagte Schönhöfer weiter. Die von Rösler vorgesehenen Dossiers, in denen die Hersteller den Nutzen ihres neuen Medikaments belegen sollen, hätten "wie üblich den Wert von Werbebroschüren" Schönhöfer plädierte ebenfalls für vorgeschaltete Prüfungen durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): "Erst die unabhängige Kosten-Nutzen-Bewertung, dann Verhandlungen der Kassen mit den Herstellern und erst am Schluss die Kosten erstattung durch die Kassen." Wie viel versprechend ein solche Reihenfolge sein kann, verdeutlichte der Pharmakologe am Beispiel Frankreich: "Die französische Nationalversicherung startet in die Verhandlungen mit den Herstellern erfahrungsgemäß mit einem Angebot, das bei 40 Prozent des deutschen Preises liegt."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger

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