Soziologe fordert offensiven Umgang der Politik mit Verlusten
Archivmeldung vom 05.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Berliner Soziologe Andreas Reckwitz appelliert an die Politik, offensiver mit Verlusten umzugehen, die sich aus Krieg, Wirtschaftskrise und Klimawandel für die Menschen ergeben.
Auf die Frage, ob Friedrich Merz im Falle seiner Wahl zum Bundeskanzler 
über seine Regierungserklärung schreiben solle: "Für eine kluge Politik 
im 'Zeitalter der Verluste'", sagte Reckwitz dem "Stern": "Das wäre 
sicher mutig. Mit einer solchen Überschrift würde sich die Politik 
zumindest ehrlich machen und die Verluste nicht mehr einfach wegreden." 
Die Politik müsse intensiver über "Mechanismen des Verlustausgleichs" 
nachdenken, so Reckwitz. Es ist "für eine Gesellschaft langfristig 
riskant, wenn manche Gruppen auf ihren Verlusten sitzen bleiben".
Reckwitz
 sieht in den umfassenden Verlusterfahrungen aus Krieg, Klimakrise, 
Inflation und kulturellem Wandel die gemeinsame Ursache für den 
Erdrutschsieg von Donald Trump in den USA wie auch für den Zusammenbruch
 der Ampel-Koalition in Deutschland.
Als Reaktion auf die 
"Verlusteskalation" erstarke der Populismus, der alles aus ein 
"Täter-Opfer-Narrativ" zuspitze. Dahinter stecke "eine sehr wirksame 
Form der Gefühlsbewirtschaftung", Populismus sei "politisches 
Verlustunternehmertum", so Reckwitz. Die etablierten Parteien müssten 
nun Gewinnern und Verlierern des Wandels gleichermaßen ein Angebot 
machen: "eine enorme politische Herausforderung".
Quelle: dts Nachrichtenagentur


        
        
        
        
        
      
      