Antisemitismus-Beauftragter kritisiert Urteil zu Ex-Personenschützer
Die Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, dass der ehemalige Personenschützer der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, in den Polizeidienst zurückkehren darf, sorgt für Kritik. "Die Entscheidung des VGH Bayern ist schwer nachvollziehbar", sagte der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, der "Welt".
Die Äußerungen, die der Beamte in Chats geschrieben haben soll, seien
"in höchstem Maße menschenfeindlich und damit eindeutig gegen die Werte
des Grundgesetzes gerichtet", so Klein. "Dieser Fall zeigt, dass wir
auch in der Justiz noch viel Aufklärungsarbeit über Antisemitismus und
seine Folgen zu leisten haben. In ganz Deutschland und auch in Bayern",
sagte der Beauftragte der Bundesregierung weiter.
Der bayerische
Antisemitismus-Beauftragte Ludwig Spaenle (CSU) sagte der Zeitung, er
finde es "unerträglich, wenn ein Polizist Personen, die er schützen
soll, ein Schicksal wie in der NS-Diktatur wünscht". Deshalb bedauere er
die Abwägung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs sehr. Man müsse
von Polizisten erwarten können, "dass sie auch auf ihren privaten
Plattformen keine judenfeindlichen oder rassistischen Aussagen treffen
oder diese teilen", sagte der frühere bayerische Kultusminister weiter.
"Dass
der Polizist in den Dienst zurückkehren kann, halte ich für absolut
unbefriedigend", sagte der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller. "Der
Mann ist im Polizeidienst mit so einer erschreckenden Geisteshaltung
meines Erachtens völlig fehl am Platz." Freller ist neben seinem
Landtagsmandat Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten.
Charlotte
Knobloch sagte der "Welt", das Urteil mache sie ratlos. "Denn es geht
ja um Vertrauen. Menschen, die auf den Schutz von Sicherheitskräften
angewiesen sind, müssen diesen vertrauen können", so die
Holocaust-Überlebende und ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der
Juden in Deutschland. "Ich wünsche mir in der Justiz ein stärkeres
Bewusstsein dafür, dass Judenhass nicht nur jüdische Menschen bedroht,
sondern die Demokratie und mit ihr den Rechtsstaat - egal wo er geäußert
wird."
Quelle: dts Nachrichtenagentur