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Theologe Schröder: AfD-Anspruch auf Wende ist "peinlich daneben"

Archivmeldung vom 07.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kreuz Bild: Monika Schüring, pixelio.de
Kreuz Bild: Monika Schüring, pixelio.de

Der Theologe und ehemalige DDR-Bürgerrechtler Richard Schröder hat es als "peinlich daneben und anmaßend" bezeichnet, dass die AfD in den ostdeutschen Landtagswahlkämpfen mit dem Motto "Wende 2.0" wirbt und die Friedliche Revolution von 1989 für sich reklamiert.

"Inzwischen hat unsereins die Nase voll davon, immer wieder an die Bedeutung der zahlenmäßig kleinen Opposition in der DDR erinnern zu müssen", sagte Schröder der Wochenzeitung "Die Zeit". Schon vor einigen Jahren, als die Losung "Wir sind das Volk" auf rechten Montagsdemonstrationen auftauchte, hätten Bürgerrechtler vergeblich versucht, sich dagegen zu wehren. "Aber es gibt natürlich kein Patent auf politische Losungen", so Schröder weiter. Eins sei aber klar: Die Bezeichnung der Bundesrepublik als "DDR light" durch die AfD stimme einfach nicht: "Die Bundesrepublik ist keine Diktatur."

Schröder verwies auf "einen markanten Unterschied" im Blick auf den Herbst 1989 in Ost und West. Die Westdeutschen dächten dabei an den 09. November, die Öffnung der Mauer. Im Osten dächten die Menschen aber an den 09. Oktober, "an die Angst und das Mitzittern und die Erleichterung, als die Staatsmacht vor der unerwartet großen Menge der Demonstranten kapitulierte", so Schröder. Die nachträgliche Einschätzung im Westen, zu diesem Zeitpunkt sei das Regime schon "morsch" gewesen, verärgere viele im Osten.

"Wenn man so die wirkliche Leistung der Ostdeutschen zur Lappalie macht, dann hat das etwas sehr Kränkendes", sagt Schröder. Die Neunzigerjahre seien für viele Ostdeutsche mit Enttäuschungen verbunden. "Vor dieser Folie ist die Migrationswelle von 2015 als erneute Gefahr gesehen worden", so Schröder. Das Gefühl, nicht gefragt zu werden und nicht sagen zu dürfen, was man denke, habe viele Ostdeutsche an etwas erinnert, "das sie schon mal erlebt haben". Durch das "moralische Urteil des Rassismus" und den "Nazi-Vorwurf", fühlten sich viele mundtot gemacht. Die Ängste vor Überfremdung halte er zwar "für übertrieben. Aber nicht für unmoralisch. Sie verdienen eine Widerlegung – keine Ächtung".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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