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Wer entscheidet in Berlin? Der Gesundheitsminister oder die IT-Lobby?

Archivmeldung vom 16.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
(Symbolbild)
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Bild: Eigenes Werk /OTT

Es kommt einem vor wie ein Stück aus dem Tollhaus: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rudert Anfang März in Sachen Umsetzung des elektronischen Rezepts und der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung öffentlich zurück. Doch die für die Umsetzung zuständige Betreibergesellschaft Gematik erklärt kurz darauf das Gegenteil. Der Rollout von e-Rezept und eAU werde wie geplant weiter gehen.

Die Freie Ärzteschaft ist fassungslos. "Wir fragen uns, wer eigentlich in Berlin regiert", sagte FÄ-Vorsitzender Wieland Dietrich am Dienstag in Essen. "Denn wir begrüßen die geäußerte Einschätzung von Lauterbach. Endlich wurde einmal zugegeben, dass diese Massenanwendungen in der Medizin auf keinen Fall so ausgerollt werden können."

Kritische Ärzte und Psychotherapeuten, aber auch viele Gremien "haben diese Meinung seit Langem vertreten, sie wurden aber nicht gehört", so Dietrich. Umso unverständlicher ist die Kehrtwende zur Kehrtwende. Es sei ein echtes Trauerspiel, "wenn jetzt offensichtlich die IT- und Technokraten-Lobby in Berlin entscheidet, ein gescheitertes Projekt mit allen Druckmitteln einzuführen - selbst gegen die öffentliche negative Beurteilung durch den Gesundheitsminister". Leidtragende seien wie immer Kassenärzte- und Psychotherapeuten und ihre Patienten.

Die FÄ bleibt bei ihrer Einschätzung: Weder das eRezept noch die eAU sind Verbesserungen in der Medizin. "Sie werden das auch nicht sein, wenn die rudimentären Tests durchgeführt worden sind. Denn das eRezept verhindert schon jetzt den bisher effizienten Work-Flow in den Praxen und führt künftig dazu, dass große Konzerne Parallelstrukturen im Gesundheitswesen aufbauen können", moniert Dr. Silke Lüder, Vizevorsitzende der FÄ und niedergelassene Allgemeinärztin in Hamburg. "Auch die eAU bedeutet zeitraubende Doppelarbeit für die Arztpraxen. Außerdem verbirgt sich dahinter ein hyperkomplexer Prozess, der in Zukunft auch die vier Millionen Arbeitgeber mit bürokratischen Zusatztätigkeiten belasten wird. Die Planungen sollten deshalb sofort auf Eis gelegt werden", erklärte Lüder am Dienstag in Hamburg.

Zum Hintergrund:

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte in einem öffentlichen Gespräch mit dem Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) am 3. März 2022, er habe die Einführung von eRezept und eAU gestoppt. Was noch nicht 100-prozentig ausgereift sei, könne nicht in die Fläche gebracht werden, sagte er in der Veranstaltung. Er wies auf die hohe Fehleranfälligkeit hin, auch sei der Nutzen nicht klar. Zugleich kündigte Lauterbach eine Strategiebewertung in seinem Ministerium an. Digitale Anwendungen müssen demnach "einen spürbaren Nutzen für Arzt und Patienten haben". Kurze Zeit später teilte der Chef der Gematik, Markus Leyck Dieken über Twitter mit, dass der Rollout von eRezept und eAU auf keinen Fall gestoppt würde.

Quelle: Freie Ärzteschaft e.V. (ots)

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