Ex-Verfassungsrichter: Union unterschätzt Rolle von Karlsruhe
Peter Huber, ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht, unterstellt CDU und CSU, die Wirkungsmacht des höchsten deutschen Gerichts zu unterschätzen. "Vor allem die Union unterschätzt die Bedeutung des Bundesverfassungsgerichts für die Gesellschaftspolitik und für die politischen Grundentscheidungen unseres Landes", sagte er dem Nachrichtenmagazin Focus.
"Zwar werden Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts nur am Maßstab
des Rechts und entlang der bisherigen Rechtsprechung getroffen", so der
Münchner Staatsrechtler. Jedoch seien die Wertungen der Verfassung
offen und daher konkretisierungsbedürftig. "Deswegen enthält das
Grundgesetz durchaus Einfallstore für Zeitgeist, eigene Vorstellungen
und Überzeugungen." Huber: "Politiker verkennen häufig, dass eine
geänderte Mehrheit in einem Senat des Bundesverfassungsgerichts mehr
verändern kann als manche Parlamentswahl."
Huber äußerte sich
auch zur Sorge vor Richtern auf AfD-Ticket: "Die Erfahrung an den
Landesverfassungsgerichten wie auch die mit Richtern der FPÖ in
Österreich oder der Lega in Italien legt die Vermutung nahe, dass es
nicht zu einem Stillstand der Rechtspflege kommt, wenn die AfD einen
Richter stellt", sagte er dem Focus. Von der AfD nominierte Richter an
Landesverfassungsgerichten seien bislang "im Großen und Ganzen
unauffällig geblieben".
Quelle: dts Nachrichtenagentur