Politiker und Verbraucherschützer kritisieren Bahn-Sparpläne

Die Überlegungen der Deutschen Bahn, das Angebot in Fernverkehr auszudünnen und die Fahrpreise für ICE und Intercity-Züge deutlich zu erhöhen, stoßen in der Politik und bei Verbraucherschützern auf Kritik. "Die Fahrgäste haben für die drohende Preiserhöhung und Streckenausdünnung im Fernverkehr kein Verständnis", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Luigi Pantisano, dem "Tagesspiegel".
"Ticketpreiserhöhungen um mehr als zehn Prozent können sich viele Menschen nicht mehr leisten."
Zuvor
hatte der Chef der Bahngewerkschaft EVG, Martin Burkert, gewarnt, dass
die Deutsche Bahn zeitnah die Fahrpreise im Fernverkehr um zehn Prozent
erhöhen wird. Hintergrund ist ein Anstieg bei den Nutzungsgebühren für
das Schienennetz, den sogenannten Trassenpreisen. Der Bahntochter DB
Fernverkehr fehlten deshalb in diesem Jahr 95 Millionen Euro, erklärte
Burkert, der auch Vize-Chef des Bahnaufsichtsrates ist.
Die
verlustreiche Bahntochter DB Fernverkehr will zudem 2026 viele ICE- und
Intercity-Verbindungen zu touristischen Zielen sowie kleineren
Großstädten streichen, berichtet der "Tagesspiegel" unter Berufung auf
interne Unterlagen. Demnach sollen künftig unter anderem nur noch halb
so viele Fernzüge zum Bodensee und nach Garmisch-Partenkirchen fahren.
Im Norden soll Lübeck von Fernzügen gar nicht mehr angefahren werden,
auch Kiel soll Direktverbindungen nach Köln, München und Basel
verliehen.
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen
(CDU) kritisierte die Pläne. "Damit sind wir selbstverständlich nicht
zufrieden", sagte Madsen dem "Tagesspiegel". Man erwarte deutliche
Verbesserungen. Man sehe allerdings gleichzeitig die Herausforderungen,
mit denen die DB Fernverkehr wirtschaftlich und infrastrukturell
konfrontiert sei. "Wir werden als Landesregierung aber weiter darauf
hinarbeiten, dass unser Land bestmöglich an den Fernverkehr
angeschlossen wird."
Lukas Iffländer, Vizechef des
Fahrgastverbandes Pro Bahn, macht für die drohenden Angebotskürzungen
die Politik mitverantwortlich. Der Bund müsse als Eigentümer festlegen,
"welcher Fernverkehr gewünscht ist und wie dieser finanziert wird".
Stattdessen rede sich die Bundesregierung damit heraus, dass die
staatliche Deutsche Bahn als Aktiengesellschaft das Angebot im
Fernverkehr eigenwirtschaftlich betreibe und deshalb allein über das
Streckennetz entscheide.
Quelle: dts Nachrichtenagentur