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Schaar kritisiert Reaktion der Bundesregierung auf NSA-Skandal

Archivmeldung vom 02.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Peter Schaar Bild: bundestag.de
Peter Schaar Bild: bundestag.de

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, hat in der "Berliner Zeitung" (Freitag-Ausgabe) umfassende Kritik am Umgang der Bundesregierung mit dem NSA-Skandal geübt. Mit Blick auf Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) erklärte er: "Wie Herr Pofalla zu sagen, die deutschen Nachrichtendienste hielten zu 100 Prozent den Datenschutz ein, ist sehr mutig. Wenn Sie meine Tätigkeitsberichte lesen, werden Sie feststellen, dass da auch nicht alles zu 100 Prozent datenschutzkonform gelaufen ist."

Überdies tauschten in- und ausländische Nachrichtendienste ihre Informationen offenbar aus. Es bestehe der begründete Verdacht, dass "auf diese Weise unsere Grundrechte ausgehebelt werden". "Die Bezeichnung Massenüberwachung ist hier sicherlich nicht übertrieben", betonte Schaar, "selbst wenn es bei uns eine gesetzliche Begrenzung auf 20 Prozent der Übertragungskapazität gibt." Es gebe "nach wie vor großen Klärungsbedarf". Und es sei falsch, dass nur das Parlamentarische Kontrollgremium informiert werde. "Wir brauchen mehr Transparenz – nicht nur gegenüber Geheimgremien, sondern in der Öffentlichkeit. Denn nur so kann in der politischen Debatte bewertet werden, welchen Umfang die Überwachung hat, wie sie begrenzt werden kann und muss. Eine Kontrolle, die selbst nur unter Geheimbedingungen stattfindet, ist sehr begrenzt wirksam. Da sehe ich dringenden Verbesserungsbedarf."

Den Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der nach Bekanntwerden des Skandals von einem "Supergrundrecht" auf Sicherheit gesprochen hatte, kritisierte der Datenschutzbeauftragte mit den Worten: "Ich habe diese Äußerung nicht verstanden. Es gibt im Grundgesetz ein einziges Supergrundrecht, und das ist die Menschenwürde. Daran sollte man sich orientieren. Daraus leitet sich übrigens das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung, also der Datenschutz, ganz wesentlich ab. Das bedeutet nicht, dass Sicherheit unwichtig ist. Aber sie steht nicht über allem."

Schaar, der Ende des Jahres aus dem Amt scheidet, sagte gegenüber der "Berliner Zeitung" schließlich: "Es ist gut, dass sowohl bei uns als auch in anderen europäischen Ländern die Beunruhigung wächst. Das gilt auch für die USA. Es muss der Anspruch einer Demokratie sein, hier steuernd einzugreifen und die Überwachung zurückzufahren. Auch die Tätigkeit von ausländischen Nachrichtendiensten auf deutschem Boden, etwa im Rhein-Main-Gebiet, wo sich die wichtigsten Internetknoten befinden, muss geklärt werden."

Die National Security Agency (NSA) ist derzeit dem Vernehmen nach in Darmstadt aktiv und baut ein Abhörzentrum auf dem Gelände der US-Armee in Wiesbaden-Erbenheim.

NSA-Programm XKeyscore soll flächendeckende Internet-Überwachung ermöglichen

Das bereits bekannte NSA-Spähprogramm XKeyscore soll noch weit umfassendere Möglichkeiten haben als bisher bekannt. Wie die britische Zeitung "Guardian" unter Berufung auf weitere Unterlagen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden berichtet, könne der US-Geheimdienst mit dem Programm Einsicht in fast alles nehmen "was ein gewöhnlicher Nutzer im Internet tut". Dazu würde auch Emails, Online-Chats und Browserverläufe gehören. Das NSA-Programm erlaube es den "Analysten" eine riesige Ansammlung von Daten zu durchsuchen, und zwar von Millionen von Internetnutzern auf der ganzen Welt. "Ich an meinem Schreibtisch hatte die Berechtigungen, jeden anzuzapfen - Sie, ihren Buchhalter, einen Bundesrichter oder den Präsidenten, wenn ich eine private E-Mail-Adresse hätte", hatte Snowden bereits vor den jüngsten Veröffentlichungen in einem Interview gesagt. Angeblich wird Inhalt der Internet-Kommunikation von der NSA aber lediglich bis zu fünf Tage gespeichert, Verbindungsdaten für 30 Tage. Die US-Behörden wiesen die neuen Vorwürfe einer totalen Überwachung zurück. Nur "ausgewählte Personen" hätten Zugang zu dem Programm, zudem unterliege es "strengsten Kontrollen" gegen Missbrauch, hieß es aus dem Weißen Haus.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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