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Gabriel: SPD war in Flüchtlingspolitik zu naiv

Archivmeldung vom 11.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sigmar Gabriel (2017)
Sigmar Gabriel (2017)

By Ralf Roletschek - Own work, GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51067793

Der langjährige SPD-Chef Sigmar Gabriel hat seiner Partei vorgehalten, in der Flüchtlingspolitik zu naiv gewesen zu sein. Zugleich begrüßte er die Klarstellung der neuen Parteivorsitzenden Andrea Nahles, die für ihren Satz "Wir können nicht alle aufnehmen" in Teilen der SPD heftig kritisiert wird. "Ich kann nur allen raten, sich die Lebenswirklichkeit im Land sehr aufmerksam anzuschauen", sagte Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Die Debatte sei absolut notwendig. "Und ich freue mich, dass die Parteivorsitzende der SPD mittlerweile einen wesentlich unideologischeren Zugang zu dem Thema hat. Das war nicht immer so." Nahles habe nun eine Binsenwahrheit ausgesprochen. "Und immer noch gibt es Streit über diesen Satz." Die Berliner SPD warf Nahles per Parteitagsbeschluss "rechte Rhetorik" vor. Er könne für sich in Anspruch nehmen, sagte Gabriel, nach 2015 als damaliger SPD-Chef und Vizekanzler die Schattenseiten der hohen Zahl nach Deutschland geflüchteter Menschen benannt zu haben. "Denn es kamen auch viele traumatisierte Jugendliche mit Gewalterfahrung, Analphabeten und auch Kriminelle. Darauf habe ich sehr früh hingewiesen und zu Realismus aufgefordert. Dafür habe ich viel Kritik gerade auch in meiner eigenen Partei einstecken müssen, weil die Stimmung damals eine relativ unpolitische und naive war. Dort liegen unsere eigentlichen Fehler."

Gabriel hatte seinerzeit einen Solidarpakt vorgeschlagen, damit der Staat sich genauso um die Sorgen der Einheimischen kümmert wie um die der Flüchtlinge. "Die SPD hat sich gescheut, das zu tun, weil sie Angst hatte vor dem Vorwurf, damit bedienst Du die Vorurteile. Aber wenn eine Partei sich nicht damit befasst, dann gibt es ein Repräsentationsdefizit, das Populisten nutzen", sagte er den Funke-Zeitungen. "Viel klüger ist es, mit den Leuten über ihre Ängste zu reden." Die in ihrer Existenz bedrohte SPD muss sich nach Ansicht Gabriels als Partei der Digitalisierung neu erfinden. "Die Sozialdemokratie ist mit der ersten industriellen Revolution groß geworden. Welche Haltung hat die Partei zur vierten industriellen Revolution?" Die Reformansätze dürften sich nicht "in liberalen und in Teilen eliten-bezogenen Diskursen" erschöpfen.

"Sonst ergeht es uns so wie den Demokraten in den USA. Wer sich um den Arbeiter im Rust Belt nicht kümmert, den wird der Hipster in Kalifornien auch nicht retten." Die Digitalisierung biete zum ersten Mal auch die Chance, Freiheitsspielräume nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Beschäftigte zu nutzen. "Das auszubauen und nicht defensiv zu sagen, wir brauchen ein solidarisches Grundeinkommen, einige arbeiten 70 Stunden, andere gar nicht und bekommen dafür 1.500 Euro, das ist fast schon ein euphorisierendes Thema." Am Montag befasst sich die SPD-Spitze unter Leitung von Nahles mit einer von Werbeprofis und Meinungsforschern erstellten Analyse der historischen Niederlage bei der Bundestagswahl im September 2017.

Gabriel: Leben ohne Spitzenpolitik ist "neu und anders"

Der frühere Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) gewöhnt sich an das Leben ohne Spitzenpolitik. "Es ist neu und anders. Und es macht Spaß", sagte Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Im Sommer will Gabriel mit seiner Frau und den zwei gemeinsamen Töchtern drei Wochen im Wohnmobil durch Schweden fahren. Der ehemalige SPD-Vorsitzende, für den in der Großen Koalition kein Platz am Kabinettstisch mehr war, sagte, er habe keine Phantomschmerzen: "Nach Lebensabschnitten, die abgeschlossen sind, muss man sich neu orientieren und nicht ständig über die Vergangenheit nachdenken. Ich habe genug um die Ohren und bin ja auch Bundestagsabgeordneter. Es ist nicht so, dass ich Arbeitsmangel habe." Er habe aber endlich mehr Zeit zum Lesen und freue sich auf seine Rolle als Dozent in den USA. Im Herbst wird Gabriel an der Elite-Universität Harvard mehrere Wochen Vorträge halten.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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