Top-Ökonomen kritisieren geplante Aktivrente
Die geplante Aktivrente von Union und SPD stößt bei Ökonomen auf Kritik. "Der Wunsch, möglichst früh aufzuhören mit der Erwerbsarbeit ist weiterverbreitet, und ich bin skeptisch, dass man mit der Aktivrente dagegenhalten kann", sagte der Wirtschaftsweise Martin Werding dem Magazin Capital.
Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Aktivrente sieht vor, dass
Menschen, die über das gesetzliche Rentenalter hinaus weiterarbeiten,
ihr Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei erhalten. Werding
sagte: "Gleichzeitig gibt es ja durchaus Menschen, die jetzt schon
länger arbeiten, sodass es gigantische Mitnahmeeffekte geben dürfte. Es
ist sehr unwahrscheinlich, dass der positive Effekt diese
Mitnahmeeffekte ausgleicht."
"Grundsätzlich ist es gut, Anreize
für eine längere freiwillige Lebensarbeitszeit zu setzen", sagte
unterdessen Ulrike Stein vom gewerkschaftsnahen Institut für
Makroökonomie und Konjunkturforschung. "Aber ich bezweifle, dass die
zusätzliche Erwerbstätigkeit wirklich so stark ansteigt, dass sich die
Steuerfreiheit für den Staat auszahlt."
Zusätzlich stelle die
Aktivrente eine Ungleichbehandlung dar, sagte Jochen Pimpertz vom
arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft: "Die Privilegierung
älterer Arbeitnehmer ist mit Blick auf die Gleichbehandlung durchaus
fragwürdig."
Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher am Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), sieht derweil grundsätzliches
Potenzial für die Aktivrente: "Allerdings entlastet es auch in erster
Linie Vielverdiener, Menschen mit kleinerem Einkommen profitieren
wenig."
Quelle: dts Nachrichtenagentur