Richterwahl: Ex-CDU-Generalsekretär bemängelt Fraktionsführung

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Angesichts der gescheiterten Wahl von Richtern für das Bundesverfassungsgericht hat der frühere CDU-Generalsekretär Peter Tauber die Führung der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU) und seine Stellvertreter Alexander Hoffmann (CSU), kritisiert.
"In der Unionsfraktion gibt es Abgeordnete, die schon lange vor der
öffentlichen Debatte gesagt haben, dass sie die Personalie Frauke
Brosius-Gersdorf für das Bundesverfassungsgericht nicht mittragen",
sagte Tauber der "Frankfurter Rundschau" (Freitagausgabe). "Das hätte
die Fraktionsführung, wenn sie in die Fraktion reingehört hätte, auch
schon eine Woche vorher wissen müssen. Sie hätte der SPD sagen müssen:
Liebe Freunde, unsere Abgeordneten sind so selbstbewusst und autonom,
dass die sich an dieser Stelle nicht in eine Fraktionsdisziplin zwingen
lassen, und deswegen werden wir diese Personalie nicht mittragen
können."
Es gehe "im Grunde um eine Frage des politischen
Handwerks", so Tauber. Den Eindruck, dass rechte Kanäle entscheidend
Einfluss genommen haben, wies er zurück. "Dieser Einfluss wird aus
meiner Sicht völlig überbewertet." Eine Auswertung der Denkfabrik
"Polisphere" hatte gezeigt, dass schon früh reichweitenstarke
Multiplikatoren aus dem ultrarechten Spektrum gegen Brosius-Gersdorf
mobilisiert haben. Standen anfangs noch ihre Überlegungen zu einer
Impfpflicht und zu Parteiverbotsverfahren im Zentrum, wurden später in
deutlich stärkerem Ausmaß das Thema Abtreibung thematisiert. Häufig
wurde dabei die Einschätzung der Richterin falsch dargestellt.
Tauber
hält den Konflikt um die Richterwahl für lösbar. Er glaube, dass eine
Öffentlichkeit darauf gewartet habe, "dass da Streit ist, und das jetzt
sehr stark wahrgenommen wird", sagte der ehemalige Generalsekretär.
"Deswegen ist es so wichtig, dass man handwerklich alles
hundertprozentig macht."
Quelle: dts Nachrichtenagentur