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Virologe Stöhr bezweifelt Notwendigkeit des Teil-Lockdowns

Archivmeldung vom 09.11.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.11.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Seit der 1 Aprilwoche 2020 gibt es keine Nachweise mehr für den Corona-Virus - trotzdem werden die Einschränkungen der Menschen immer mehr (Symbolbild)
Seit der 1 Aprilwoche 2020 gibt es keine Nachweise mehr für den Corona-Virus - trotzdem werden die Einschränkungen der Menschen immer mehr (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Virologe und frühere WHO-Koordinator Klaus Stöhr hat Zweifel an der Notwendigkeit des Teil-Lockdowns im November geäußert. "Gemessen an der gegenwärtigen Auslastung der Intensivbetten und der Neuerkrankungskurve, reagieren Bund und Länder sehr früh", sagte der Experte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Gegenwärtig seien im Durchschnitt etwa zehn Prozent aller Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt. "Anfang Dezember werden wir sehen, wie weit man hier über das Ziel gehalten hat", sagte Stöhr. "Aber auf jeden Fall muss die Effizienz der Maßnahmen durch begleitende Studien überprüft werden. Nur so können dann datenbasierte Handlungsrichtlinien erarbeitet werden."

Zwar sei der Ansatz, die Krankenhäuser nicht zu überlasten, "der richtige", sagte der frühere Leiter des WHO-Grippeprogramms der NOZ. "Trotzdem wird es weiterhin selbst in Deutschland schwere Verläufe und Tausende Tote geben. Wer glaubt, wir könnten diese schlimmen Auswirkungen ungeachtet ausreichender Intensivbettenkapazität verhindern, gibt den Ärzten und Pflegern die Schuld. Aber die tun alles Menschenmögliche, um zu helfen."

Der Virologe und Epidemiologe erwartet Ende November in Deutschland "circa 10.000 bis 12.000 Neuerkrankungen pro Tag und eine maximal 50-Prozent-Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten". Wenn das eintrete, "muss man die Maßnahmen gezielt lockern", sagte er. Aber auch danach werde es sicherlich bis zum Ende des Winters "einige Kontakteinschränkungen in der Freizeit" geben, das könne auch durch den November-Lockdown nicht verhindert werden.

Eine rasche Corona-Eindämmung hält der Pandemie-Experte für unmöglich. "Der Ausbruch in Wuhan hat gezeigt, dass selbst mit den allerhärtesten Maßnahmen das Virus nicht gebremst werden konnte", sagte er. Die Welt sei mobil wie nie zuvor. Das Virus kenne keine Grenzen. "Auch bei uns wird die Pandemie so lange laufen, bis alle 83 Millionen Deutsche immun sind - hoffentlich durch eine Immunisierung, aber wahrscheinlicher durch eine Infektion", sagte Stöhr und ergänzte: "Das ist schwierig zu kommunizieren und noch schwieriger zu akzeptieren. Aber so ist es nun mal bei einer Pandemie. Wir leben auf keiner Insel, die sich für immer vom Rest der Welt abkoppeln kann." Selbst wenn jeden Tag rund 80.000 Menschen geimpft oder natürlich immun werden würden, "müssten noch fast drei Jahre dauern, bis fast alle 83 Millionen Deutschen immun sind".

Um die Anti-Corona-Maßnahmen zu beurteilen, lohne ein Vergleich mit der Grippesaison 2017/2018, sagte Stöhr weiter. "Auch hier gab es in der Spitze jeden Tag rund 8000 Fälle. Mehr als 330.000 Grippe-Kranke wurden diagnostiziert, von denen ungefähr 60.000 ins Krankenhaus mussten", so der Influenza-Fachmann. "Es gab keinen nationalen Notstand bei fast genauso vielen Fällen wie bis heute durch Covid-19; allerdings mit weniger dramatischen gesundheitlichen Auswirkungen."

Gerade deswegen und mit Blick auf das hohe Gut der körperlichen Unversehrtheit "muss man die Frage der Verhältnismäßigkeit der Gegenmaßnahmen stellen", so Stöhr. "Trillionen von US-Dollar und Euro sind geflossen, um ökonomische Schäden und soziale Verwerfungen abzufedern. Nie zuvor wurde so viel Geld in so kurzer Zeit zur Bekämpfung einer Krankheit eingesetzt. Es muss nach der Rolle der Nutzen-Kosten-Analysen bei der Covid-19-Bekämpfung gefragt werden."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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