Ex-SPD-Chef Walter-Borjans wendet sich gegen Nachfolger Klingbeil

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Der frühere SPD-Parteichef Norbert Walter-Borjans macht seinem Nachfolger Lars Klingbeil in der Verteidigungspolitik schwere Vorwürfe. "Der Satz, die Sicherheit Europas sei nicht mehr mit, sondern gegen Russland zu definieren, ist sehr stark mit ihm verbunden", sagte Walter-Borjans der FAZ.
"Er gibt die Meinung vieler an der Parteibasis, in der
Bundestagsfraktion und in der Bundesrepublik aber nicht wieder. Was
fehlt, ist die Doppelbotschaft: Verteidigungsbereitschaft und
unablässige Aufforderung zum Dialog", so Walter-Borjans weiter. "Es wäre
ein falscher Weg, wenn Lars Klingbeil nur auf Aufrüstung setzen würde."
Aus
seiner Sicht befasst sich Klingbeil mit den verschiedenen Strömungen in
der SPD zu wenig, insbesondere beim Umgang mit dem Krieg in der
Ukraine. Er selbst sei stark geprägt worden von Willy Brandt und
Johannes Rau, so Walter-Borjans. "Ich habe erkannt, wie gut diese
Führungspersönlichkeiten der SPD daran getan haben, nicht nur
verschiedene Strömungen zu berücksichtigen, sondern dabei sogar die
Widerspenstigsten in ihre Nähe zu holen und mit ihnen die notwendigen
Debatten zu führen", sagte der Ex-Parteichef. "Anschmiegsamkeit an einen
Machtfaktor ist in einer Partei nie gut, das Draußenhalten von
anstrengenden Debatten auch nicht. Schon gar nicht in der
diskussionsfreudigen SPD."
Walter-Borjans gehört zu den
Unterzeichnern eines "Manifests", das sich gegen den Kurs der Erhöhung
von Verteidigungsausgaben wendet. Zu den weiteren prominenten
Unterzeichnern gehören die Bundestagsabgeordneten Rolf Mützenich und
Ralf Stegner. Walter-Borjans sagte der FAZ, er halte die Grundsätze der
Entspannungspolitik aus den 70er- und 80er-Jahren weiterhin für richtig.
"Ich glaube nicht, dass die Grundsätze verändert werden müssen", sagte
er.
Zwar gebe es keinerlei Rechtfertigung dafür, "Millionen
Zivilisten in die Flucht zu treiben, Zigtausende zu töten und ein Land
zu verwüsten, wie es Putin macht". Jedoch habe auch der Westen zur
Eskalation in der Ukraine beigetragen. "Natürlich haben gegenseitige
Schritte zur Eskalation beigetragen und wir müssen aufpassen, dass wir
damit nicht immer weitermachen", sagte Walter-Borjans.
Quelle: dts Nachrichtenagentur