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Journalismus könnte Biss durch Förderung von Verlagen genommen werden

Archivmeldung vom 28.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
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Bild von Simon Steinberger auf Pixabay

Über 200 Millionen Euro hat Google seit 2013 in europäische Medien investiert, Deutschland war dabei der größte Empfänger der Zuwendungen des Datenkonzerns. Doch was macht das mit der Unabhängigkeit der Medien? Eine neue Studie gibt Antworten, wie aus einem Bericht des russischen online Magazins "Sputnik" hervorgeht.

Weiter heißt es im Bericht von Ilona Pfeffer auf deren deutschen Webseite: "In ihrer neuen Untersuchung „Medienmäzen Google“ gehen Ingo Dachwitz und Alexander Fanta, Journalisten von netzpolitik.org, der Frage nach, welche europäischen und deutschen Medien in den vergangenen sieben Jahren von den Fördermillionen des Datenkonzerns am meisten profitiert haben, welche Projekte Google konkret unterstützt hat und welche Auswirkungen eine solche Förderung auf den Journalismus haben könnte. Und vor allem: Warum?

„Unsere Studie zeigt, dass Google seine Gaben genutzt hat, um die europäischen Verleger zu besänftigen, die lange Zeit die schärfsten politischen Gegner des digitalen Riesen waren. Googles Medienfinanzierung ist weit davon entfernt, philanthropisch zu sein – sie ähnelt einem Trostpreis für einen unterlegenen Rivalen“, resümieren die Autoren.

„Unsere Forschungsmotivation entstammt unserer eigenen Erfahrung als Journalisten“, so Alexander Fanta. „Google ist eines der mächtigsten Unternehmen der Welt und Gegenstand zahlreicher Recherchen. Und doch begegnet uns der Konzern auf jedem Branchen-Event als Sponsor und viele Kollegen fühlen angesichts der Förderung ein Unbehagen.“

Warum fördert Google die Medien?

Die Frage, warum Google sich in dieser Form engagiere, sei der Startpunkt für die vorliegende Untersuchung gewesen. Während Google es vehement ablehne, die Presse an seinen Werbeeinnahmen zu beteiligen, fördere der Konzern die Medienlandschaft beispielsweise mit der Finanzierung von Innovationsprojekten, dem Sponsoring von Branchen-Events oder kostenlosen Trainings und Fellowships. Der erste Medien-Fonds von Google sei in Frankreich entstanden und habe dazu gedient, dort die Debatte um die Beteiligung der Verlage an seinen Werbeeinnahmen zu beenden. Dieses Programm habe 60 Millionen Euro gekostet, darauf sei diemit einem Volumen von 140 Millionen Euro gefolgt. Dieses Geld sei auf verschiedene europäische Länder verteilt worden, wobei die meisten Mittel in westeuropäische Länder mit umsatzstarken Medienbranchen geflossen seien, so die Autoren der Studie. Mit 21,5 Millionen Euro habe Deutschland den Löwenanteil der Fördermittel bekommen, gefolgt von Frankreich mit etwa 19,5 Millionen Euro und dem Vereinigten Königreich mit knapp 15 Millionen Euro. Polen sei das einzige Land aus Zentral- und Osteuropa, das es bei der Verteilung der Fördermittel in die Top 10 geschafft habe.

Welche Medien fördert der Technologieriese?

Schaue man sich die konkreten Empfänger an, so hätten hauptsächlichprofitiert. Diese hätten gut 100 Millionen Euro erhalten, während nur etwa 6,5 Millionen Euro an nicht-profitorientierte Medien gegangen seien. Regionalverlage seien ebenfalls deutlich unterrepräsentiert gewesen. Außerdem seien die Gelder nicht an journalistische Startups geflossen, sondern zum überwiegenden Teil an Organisationen, die älter als 20 Jahre seien. Obwohl Innovation für Google der Schlüssel zum Erfolg sei. So befinden sich in den Top fünf der geförderten deutschen Medienhäuser die „Wirtschaftswoche“ mit einem Fördervolumen von 650.000 – 2.300.000 Euro auf drei Projekte, die „Deutsche Welle“ mit 650.000 – 2.100.000 Euro auf vier Projekte, das „Handelsblatt“ mit 625.000 – 2.050.000 auf drei Projekte, der „Spiegel“ mit 1.539.116 Euro auf zwei Projekte und die „Dumont Mediengruppe“ mit 600.000 – 2.000.000 Euro auf zwei Projekte. Dass einzig beim „Spiegel“ eine konkrete Zahl festgemacht werden könne, liege daran, dass nur dieses Medium im Umgang mit Googles Fördergeldern transparent gewesen sei.

Unter anderem habe Google Stipendien und Schulungen für Journalisten finanziert und Nachwuchstalenten den Karrierestart ermöglicht. Damit erhalte der Konzern nicht nur einen „Platz am Tisch“ bei Branchendiskussionen, sondern präge eine Generation angehender Medienleute.

„Die befragten Medienvertreter betonten, dass ihnen kein Fall bekannt ist, in dem Google versucht hat, über die „News Initiative“ direkten Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen. Google selbst hebt hervor, dass die Mittelvergabe strikt von anderen Bereichen des Konzerns getrennt sei und eine überwiegend mit externen Mitgliedern besetzte Jury über die Förderung entscheide. Mehrere befragte Journalisten äußerten dennoch die Sorge, dass die Förderung durch Google und die Nähe zum Konzern zu 'Beißhemmungen' und 'Selbstzensur' bei Journalisten führen könne“, heißt es in der Studie. Diese Bissigkeit könne dem Journalismus abhanden gehen, der Google in so brisanten Fragen wie Datenschutz, protestierenden Mitarbeitern oder Verbindungen zum US-Geheimdienst und Militär untersuche."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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