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Himalaya-Experiment: Höhenbergsteigen ist gefährlicher als bisher angenommen

Archivmeldung vom 22.01.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.01.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Himalaya
Himalaya

Lizenz: CC0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Was geschieht, wenn dem Körper der Sauerstoff ausgeht? GEO-Redakteur Lars Abromeit hat es ausprobiert - er begleitete vor zwei Jahren 20 Ärzte und 39 Testpersonen aus Deutschland und der Schweiz in Nepal bei einer einzigartigen Expedition. Die Mission: auf 7000 Meter Höhe im Himalaya Erkenntnisse für die Intensivmedizin in unseren Krankenhäusern zu gewinnen.

In der aktuellen Ausgabe (2/2016, EVT: 22. Januar) veröffentlicht GEO nun erste Ergebnisse: Die Forscher haben Magnetresonanzaufnahmen ausgewertet, die sie vor und nach der Expedition von den Hirnstrukturen der Probanden gemacht hatten. Die Bilder zeigen, dass sich einige der Probanden auf 7000 Metern über dem Meer ungeahnt in akuter Lebensgefahr befanden. Bei drei der 15 Testpersonen, die auf dieser Höhe noch untersucht werden konnten, war die eigentlich undurchlässige Schranke zwischen Blutbahn und Hirngewebe bereits undicht geworden, ohne dass die Betroffenen und die Ärzte das im Gebirge erkennen konnten. Solche Mikroblutungen sind Vorboten eines "Hirnödems" - einer Schwellung des Gehirngewebes, die binnen Minuten zu Störungen des Gleichgewichts, zu Bewusstlosigkeit und gar zum Tod führen kann. "Vielen Kunden von Expeditionsagenturen wird das nicht bewusst sein", erklärt der Forschungsleiter der Expedition, Dr. Tobias Merz von der Universitätsklinik Bern in GEO. "Sie wähnen sich in der Sicherheit einer organisierten Gruppenreise. Aber es bleibt eine hohe objektive Gefahr." Lars Abromeit, Expeditionsteilnehmer und GEO-Redakteur, ergänzt: "Selbst wer langsam aufsteigt und dabei aufmerksam auf die Signale seines Körpers hört, setzt sich in der sauerstoffarmen Luft offenbar einem unkontrollierbaren Risiko aus."

Eine weitere Erkenntnis des Experiments in Nepal: Der Aufenthalt in der sauerstoffarmen Höhe hat die Probanden nicht dümmer gemacht. Während frühere Studien nahelegten, dass Alpinisten, die auf den höchsten Bergen der Erde gestanden hatten, im Vergleich zu Kontrollgruppen aus dem Flachland weniger "graue Zellen" besaßen und unter Mikroinfarkten litten, zeigen die aktuellen Hirnscans keinerlei Hinweise dieser Art. "Zum ersten Mal haben wir nun methodisch sauber gewonnene Daten, die diesen Verdacht eines bleibenden Hirnsubstanzverlusts widerlegen", erklärt Merz.

Quelle: Gruner+Jahr, GEO (ots)

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