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Gegenwartsschamanismus in der Eifel

Archivmeldung vom 17.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bunt bestückter Schwitzhüttenaltar
Bunt bestückter Schwitzhüttenaltar

Foto: Mirko Uhlig

Schamanismus ist in Deutschland ein relativ junges und recht uneinheitliches Phänomen. Es ist in den 1950er Jahren aufgekommen und hat sich seitdem als eine Form des sogenannten geistigen Heilens verbreitet. Im Westen Deutschlands liegen im Gebiet der Eifel günstige Voraussetzungen vor, um Schamanismus als Praxis der Gesundheitsfürsorge oder zur Bewältigung von Lebenskrisen zu erforschen.

Devotionalien für ein Naturheilungsritual
Devotionalien für ein Naturheilungsritual

Foto: Mirko Uhlig

In einem DFG-geförderten Forschungsprojekt untersucht der Kulturanthropologe Mirko Uhlig von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), welche Vorstellungen und Praktiken schamanisch Tätige und ihre Klientel leiten. Er konzentriert sich dabei auf die Eifel als grenzüberschreitende Region, um Befunde für die deutsche und die deutschsprachige belgische Seite vergleichen zu können.

Schamanismus wird gemeinhin als Praxis verstanden, bei der Menschen mit einer Geisterwelt kommunizieren. Er gilt nicht eigentlich als Religion, sondern wird eher als die Auseinandersetzung mit einem Jenseits beschrieben, um heilende Kräfte zu mobilisieren. „Auf jeden Fall aber herrscht ein starker Seelenglauben vor, auch bei unterschiedlichen Ausprägungen des Schamanismus“, erklärt Uhlig. Ursprüngliche Verbreitungsgebiete sind Sibirien und Südamerika. Erste Kenntnisse davon kamen verstärkt zum Ende des 17. Jahrhundert mit Reiseberichten aus Sibirien nach Europa, und schon bald rückte die ambivalente Figur des Schamanen ins Bewusstsein der westeuropäischen Bildungsschichten. Die ökologisch-spirituelle Komponente der Schamanenfigur greift der Künstler Joseph Beuys in den 1970er Jahren auf und verbreitet sie.

Wie weit schamanisch geprägte Konzepte heute in Mitteleuropa verbreitet sind oder wie viele Anhänger sie haben, lässt sich laut Uhlig nicht erschöpfend beziffern. Uhlig untersucht in dem DFG-Projekt „Sinnentwürfe in prekären Lebenslagen der Gegenwart: Eine transnationale Ethnographie geistigen Heilens im ländlichen Raum (Eifel)“ insbesondere, was die Menschen eigentlich dazu bewegt, einen „Schamanen“ aufzusuchen. Unzufriedenheit mit dem bestehenden Gesundheitssystem und die Suche nach alternativen Heilungsansätzen mögen eine Ursache sein, weshalb sich Menschen dem Schamanismus mit seinen Praktiken wie Schwitzhüttenzeremonie, schamanischer Reise oder Hopi-Herzheilung zuwenden. Sinnsuche oder Sehnsucht nach Spiritualität, gerade auch in kritischen Lebenssituationen, können ebenso Motive sein wie Bemühungen um ein naturverbundenes, ökologisch ausgerichtetes Leben.

Aufgrund der bisher geführten Interviews steht für den Volkskundler fest, dass es sich bei dem modernen Schamanismus um ein vielschichtiges Phänomen handelt, das Klienten aus allen Bildungsschichten anspricht und keineswegs abergläubische Außenseiter. Im Rahmen seiner Doktorarbeit wird Uhlig weitere Interviews mit schamanisch Praktizierenden führen und auswerten. Durch die mikroskopische Analyse, so heißt es in einem Bericht für die Zeitschrift Volkskunde in Rheinland-Pfalz, versucht das Vorhaben u.a. einen lebensnahen Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Deutung von Spiritualität zu liefern und auf diesem Wege einen Beitrag zur Erforschung individueller Gegenwartsreligiosität zu leisten.

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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