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«Mama, mein Bett ist nass»

Archivmeldung vom 10.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Einige Kinder machen noch nachts ins Bett, obwohl sie aus dem Kindergartenalter raus sind - eine große Belastung für den Nachwuchs und die Eltern, die aus Scham oft verheimlicht wird. Doch diese Entwicklungsstörung ist meist harmlos, und fast allen Kindern kann schnell geholfen werden.

Nur in seltenen Fällen ist Bettnässen ein Anzeichen für eine Krankheit. Bei der Enuresis nocturna, so der medizinische Fachausdruck, handelt es sich meistens um eine Reifungsverzögerung, die sich in der Regel von selber gibt. Trotzdem halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach psychische Probleme oder Erziehungsfehler die Ursachen für Bettnässen seien.

Entgegen der landläufigen Meinung steckt meist eine körperliche Ursache hinter dieser Form der Inkontinenz, sagt Daniela Marschall-Kehrel, Präsidentin der Deutschen Enuresis Akademie in Frankfurt. Psychische Gründe, etwa die Scheidung der Eltern oder die Geburt eines Geschwisterkindes, seien selten der Auslöser für nächtliches Einnässen.

Nach Angaben der Urologin Marschall-Kehrel sind davon 640.000 Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren betroffen. Neben den Allergien sei Bettnässen die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. «Nur etwa fünf Prozent der Betroffenen werden adäquat versorgt», sagt die Präsidentin der bundesweiten Expertenvereinigung.

Gründe für das ungewollte nächtliche Einnässen gibt es viele: Häufigste Ursachen seien körperliche Probleme wie eine geringe Blasenkapazität, die verminderte Bildung eines Anti-Wasserlass-Hormons oder die Reifeverzögerung von Nervenstrukturen in der Blase. Dies könne leicht von einem Arzt diagnostiziert und behandelt werden. Auch sei nachgewiesen, dass sich Bettnässen wie auch Inkontinenz als Veranlagung vererbe.

Oft hat das Bettnässen nach Angaben Marschall-Kehrels auch den simplen Grund, dass Kinder vor dem Einschlafen zu viel trinken. Dann könne das Führen eines Blasentagebuchs sinnvoll sein: Zwischen bunten Bildern halten die Kinder Trinkzeiten und Toilettengänge fest. «15 Prozent der Bettnässer kann so bereits geholfen werden», sagt Marschall-Kehrel. Von den in Deutschland häufig angewendeten Alarmtherapien - die Kinder wecken, sobald sie ins Bett machen - hält die Urologin wenig: «Die Mutter hat, was sie will, aber die Kinder schlafen nicht mehr richtig.»

Die Expertin kritisierte einen Mangel an öffentlicher Erörterung der Krankheit in Deutschland. Das führe dazu, dass sich Eltern und Kinder lange allein mit Schuldgefühlen auseinandersetzten - und oft daran verzweifeln. «Kinder sind heute mobil. Ausflüge mit dem Kindergarten sind fünf Tage lang, sie übernachten auswärts. Die emotionale Belastung für Kinder und Eltern ist dabei enorm und das Thema Bettnässen tabuisiert», sagt die Urologin. Neben einem größeren öffentlichen Bewusstsein und einer besseren Zusammenarbeit der Ärzte wünscht sich Marschall-Kehrel auch mehr Engagement von Krankenkassen. Für wichtige Aufklärungsgespräche fehle oft Zeit und Geld. Dabei gebe es kein Kind, dem nicht geholfen werden könne.

Weitere Infos zum Thema Inkontinenz bei Kindern: www.enuresis-akademie.de, Rat und Hilfe für Eltern: www.initiative-trockene-nacht.de.

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