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ZDF-Magazin "Frontal 21": Lebensbedrohliche Risiken durch Heparin aus China

Archivmeldung vom 14.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Pharmafirma Ratiopharm hat Chargen des Arzneimittels Heparin-Natrium-Ratiopharm als Injektionslösung zurückgerufen. Nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21" hat Ratiopharm in eigenen Analyseverfahren bei vier bereits ausgelieferten Chargen Auffälligkeiten festgestellt. Ratiopharm bezieht Grundstoffe des Arzneimittels aus China.

Wenige Wochen zuvor musste bereits die deutsche Pharmafirma Rotexmedica zahlreiche Chargen zurückrufen. Bei Patienten waren allergische Schockreaktionen aufgetreten. Nach "Frontal 21"-Recherchen erlitten allein im Klinikum Passau drei Patienten allergische Schocks. Gegenüber "Frontal 21" erklärte der Chefarzt der Anästhesie Dr. Johann Nußer: "Unmittelbar nach Spritzen des Medikamentes, also nach wenigen Minuten hat der Patient am gesamten Körper eine Hautrötung entwickelt, und gleichzeitig kam es zum Blutdruckabfall. Der Blutdruckabfall ist lebensbedrohlich gewesen." Insgesamt liegen dem Bundesinstitut für Arzneimittel zur Zeit 27 Berichte von Kliniken und Dialysezentren aus ganz Deutschland über allergische, zum Teil schwerwiegende Reaktionen nach Injektion von verunreinigtem Heparin der Firma Rotexmedica vor.

Das weitverbreitete Heparin dient der Blutverdünnung und wird unter anderem bei der Dialyse und bei Herzoperationen eingesetzt. Es wird aus Schweinedärmen gewonnen. Die Firma Rotexmedica hatte wie Ratiopharm die Rohstoffe für die betroffenen Chargen aus China bezogen. Eine Analyse im Auftrag des Gesundheitsministeriums Schleswig-Holstein ergab jetzt, so das ZDF-Magazin, dass das Arzneimittel der Firma verunreinigt, womöglich sogar künstlich gestreckt worden war. Das Ministerium hat bei der Staatsanwaltschaft Kiel inzwischen Strafanzeige gestellt. Es bestünde der Verdacht auf Vorsatz.

Gegenüber dem ZDF-Magazin "Frontal 21" bestätigt der Verband Forschender Arzneimittel erstmals, dass etwa 80 Prozent der in Deutschland verwendeten Wirkstoffe aus dem Nicht-EU-Ausland stammen. Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Zentrallabor Deutscher Apotheker sieht darin eine zunehmende Gefahr für die Patienten: "Wir sind nicht mehr Herr im eigenen Haus und wissen natürlich auch nicht mehr im Detail, was überall passiert. Und dort, wo Arzneistoff komplex ist, wo man weiß, dass ein Stoff nicht so hundertprozentig überprüfbar ist, da bieten sich auch Einfallstore für kriminelle Kräfte, die einen solchen Arzneistoff fälschen mit einem Zusatz, der dann gesundheitliche Probleme erzeugen kann", so Professor Schubert-Zsilavecz gegenüber "Frontal 21".

Auch Professor Harald Schweim, Lehrstuhlinhaber für Drug Regulatory Affairs an der Universität Bonn, warnt vor Risiken bei Arzneimitteln aus China: "Ich weiß, dass man in China jede Qualität, die man haben will, kaufen kann: Sehr rein bis total dreckig - das ist nur eine Frage des Preises. Und wenn das durchgeht, dann wird es eine Spirale nach unten geben mit unabsehbaren Folgen."

Dies wiege umso schwerer, da insbesondere China zunehmende Bedeutung für den deutschen Arzneimittelmarkt bekomme. So stelle China zusammen mit Indien zum Beispiel rund 80 Prozent der Antibiotika auf dem deutschen Markt her: "Bestimmte Antibiotika, die nur noch im Ausland hergestellt werden, werden im Fall einer Krise nicht zur Verfügung stehen. Das heißt: Trivialerkrankungen gegen die heute Antibiotika wirksam sind, könnten zu tödlichen Erkrankungen werden", so Professor Schweim gegenüber "Frontal 21".

Quelle: ZDF-Magazin "Frontal 21" (15. April 2008)

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