Ex-Charité-Chef: KI kann etliche medizinische Arbeiten ersetzen

Bild: Eigenes Werk /OTT
Der frühere Charité-Vorstandsvorsitzende Karl Max Einhäupl glaubt, dass Künstliche Intelligenz (KI) die Medizin deutlich verändern kann. "In zehn Jahren könnte die Hälfte der Radiologen, Labormediziner und Dermatologen durch KI ersetzt worden sein", sagte Einhäupl dem Tagesspiegel. "Das bedeutet nicht, dass wir diese Fachleute nicht brauchen, aber sie werden andere Aufgaben übernehmen - auch, um eben jene Programme zu verbessern, mit denen wir zunehmend arbeiten."
Einhäupl leitete von 2008 bis 2019 Berlins landeseigene Charité, die
größte Universitätsklinik Deutschlands. Bis 2006 saß der Neurologe dem
Wissenschaftsrat vor, der die Bundesregierung berät. Einhäupl ist
aktuell Präsident des zweitägigen Hauptstadtkongresses: Hunderte Ärzte,
Klinikmanager, Forscher treffen sich ab 25. Juni dazu in Berlin.
Obwohl
KI hierzulande immer häufiger eingesetzt werde, sagte Einhäupl, sei
Deutschland auf diesem Feld noch schwach: Nicht nur China, Indien und
die USA entwickelten viel umfangreicher KI, sondern auch Spanien,
Italien und Großbritannien. Software-Entwickler monieren, dass der
"strenge" Datenschutz in Deutschland vieles unmöglich mache.
"Die
Chancen durch KI sind deutlich größer als die Risiken - wenn wir es
schaffen, beides in eine Balance zu bringen", sagte Einhäupl. "Ja, wir
brauchen Datenschutz. Aber allzu umfassenden Datenschutz kann man sich
leisten, wenn man gesund ist. Schwerkranke werden sich wünschen, dass es
ausreichend viele Daten gibt, aus denen sich die beste Behandlung
ableiten lässt."
Sollte Deutschland den Einsatz von KI
beschleunigen, könne gerade Berlin profitieren, sagte Einhäupl: "Berlin
hat durch seine Dichte an Wissenschaftseinrichtungen, durch seine
Forscher in Tech-Start-ups, Hochschulen und Kliniken klare Vorteile.
Möglich wäre, dass die Programmierer weiter in Karlsruhe, Darmstadt und
München sitzen, wo es viel technische Expertise gibt. Die Planer, die
Ideengeber aber säßen in Berlin."
Quelle: dts Nachrichtenagentur