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Die böse Schwester

Archivmeldung vom 03.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Die Hepatitis B zählt zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten. Sie fordert nach Tuberkulose und Malaria weltweit die meisten Todesopfer. Auch Tausende Deutsche tragen das Virus in sich, ohne es zu wissen.

Weltweit sterben etwa eine Million Menschen pro Jahr an schweren Leberschäden als Folge einer chronischen Hepatitis-B-Erkrankung. In Deutschland sind laut Kompetenznetz Hepatitis mehr als 500.000 Menschen betroffen.

Führende Mediziner fordern daher eine bessere Taktik im Kampf gegen die heimtückische Leberentzündung. «Die Erkrankung ist die meistunterschätzte Infektionskrankheit», betont Professor Michael Manns, Sprecher des Kompetenznetzes. «Wir brauchen dringend eine politische Stärkung des Themas in Europa.» Seine Organisation, das Kompetenznetz Hepatits der Deutschen Leberstiftung, stellte kürzlich in Heidelberg «Empfehlungen für einen besseren Umgang mit Hepatits B in Deutschland» vor.

«Wir glauben aber, dass erst ein Bruchteil der Betroffenen von der Krankheit weiß», sagt der Internist und Gastroenterologe von der Medizinischen Hochschule Hannover. Nötig sei eine umfassende Impf- und Aufklärungskampagne in Deutschland - übersetzt in mehrere Sprachen. Bei rund 65 Prozent der Infizierten handele es sich nämlich um Migranten. Insbesondere in der früheren Sowjetunion sei die Erkrankung zwischenzeitlich weit verbreitet.

Hepatits B ist eine durch Viren hervorgerufene Infektionskrankheit, die vor allem die Leber angreift. Jedes Jahr infizieren sich in Deutschland etwa 50.000 Menschen. Die Viren werden durch Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel oder auch durch ungeschützten sexuellen Kontakt übertragen. In Regionen mit sehr vielen Infizierten, wie in Südostasien und in großen Teilen Afrikas, wird dagegen das Virus auch von der Mutter auf das Neugeborene weitergegeben.

Ein typisches Symptom einer Hepatitis-B-Infektion ist die Gelbfärbung von Augen und Schleimhäuten. Die Krankheit verläuft über mehrere Wochen ähnlich wie eine schwere Grippe. Durch die Entzündung der Leber, kann sie ihre Entgiftungsfunktion nicht mehr in vollem Umfang erfüllen, so dass die Organe stark belastet werden. In manchen Fällen führt die Infektion direkt zum Tod, sie kann aber auch in eine chronische Erkrankung übergehen.

Der Patient bleibt dann sein Leben lang für andere Menschen ansteckend und entwickelt auf lange Sicht eine Leberzirrhose oder Leberkrebs. Auch während der Geburt kann eine Infektion von Mutter auf Kind erfolgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Hepatitis-B-Erkankung beim Kind chronisch wird, ist hier sehr hoch.

Die Hepatitis B lässt sich anhand einer Blutuntersuchung feststellen. Bei der akuten Hepatitis B werden in der Regel nur die Symptome behandelt. Wichtige Maßnahmen sind Bettruhe, körperliche Schonung, Alkoholverbot sowie das Weglassen aller leberbelastenden Medikamente.

Bei der chronischen Hepatitis B unterscheidet man zwischen einer aktiven Hepatitis und einem symptomlosen Virusträger. Letztere sollten sich regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen und alle leberschädigenden Sustanzen meiden. Schlagen Medikamente nicht an, kann nur eine Lebertransplantation helfen.

Laut Kompetenznetz ist die Hepatitis infektiöser als HIVHIV steht für Human Immunodeficiency Virus, das die chronische, lebensbedrohliche Immunschwächekrankheit Aids verursacht., schon 40 Millionstel Gramm Blut reichen aus, um sich zu infizieren. Eine Impfung gegen Hepatits B war bislang nur für Risikogruppen vorgesehen, beispielsweise Menschen, die im Beruf mit Blutprodukten zu tun haben. Seit kurzem wird die Impfung in Deutschland für alle Kinder empfohlen. Sie wird ab Beginn des dritten Lebensmonats gleichzeitig mit der ersten und dritten Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und HibDie Hib-Impfung ist eine Schutzimpfung gegen das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b. Vor allem bei Kleinkindern ist dieses Bakterium ein Erreger von Hirnhautentzündungen (Meningitis) und weiteren entzündlichen Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, wie der Kehldeckelentzündung (Epiglottitis). durchgeführt. Die dritte Hepatitis-B-Impfung findet im zweiten Lebensjahr statt. Außerdem sollten alle ungeimpften Jugendlichen vom 11. bis zum 18. Lebensjahr immunisiert werden.

«Hepatitis B ist eine sexuell übertragbare Krankheit - also muss der Träger von ihr erfahren und den Sexualpartner entsprechend informieren», sagt Manns. Die Virusinfektion könne durch eine Impfung vermieden werden. Noch sind laut Auskunft Manns' aber nur etwa 80 Prozent der Schulkinder geimpft; die Impfrate der Gesamtbevölkerung ist noch viel geringer. «Darum müssen wir intensiv weiter dafür werben.» Experten fordern bis 2015 eine Hepatitis-B-Impfrate von 98 Prozent bei Jugendlichen und Risikogruppen. Von der Politik verlangen sie die Ausarbeitung einer Impfempfehlung und die Kostenübernahme für alle Migranten aus Ländern mit einer hohen Hepatits-B-Rate.

Die Hepatitis B wird wegen ihrer Lebensgefährlichkeit auch die böse Schwester der Hepatitis A genannt. Der A-Virustyp verläuft niemals chronisch und selten schwer. Er wird durch vereunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen und tritt hierzilande meist als importierte Erkrankung nach dem Aufenthalt in einem Risikogebiet (tropische Länder, Mittelmeerraum, Osteuropa) auf. In diesen Ländern macht die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung bereits im Kindesalter Bekanntschaft mit dem Virus. Im Erwachsenenalter sind diese Kinder dann gegen diese Erkrankung gefeit. In Deutschland werden deshalb Schutzimpfungen empfohlen.

Die Hepatitis C ist dagegen ähnlich gefährlich wie der B-Typ. Auch sie wird über Blut übertragen. Erhöhte Infektionsgefahr besteht bei Konsumenten von Drogen (Spritzbesteck). Lebenschädigungen wie Zirrhose und Leberkrebs können die Folge einer Hepatitis C sein. Eine Impfung ist derzeit nicht möglich.

Das Kompetenznetz Hepatitis bietet zu allen Themen der viralen Hepatitis eine Telefonsprechstunde an: Fachlichen Rat gibt es für 14 Cent pro Minute montags bis donnerstags von 14 bis 16 Uhr unter der Rufnummer (01805) 45 00 60.

www.kompetenznetz-hepatitis.de.

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