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Südwest Presse: zu Afghanistan

Archivmeldung vom 29.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Afghanistan hat eine höchst wechselvolle Geschichte durchlitten und sich dabei einen einschlägigen Ruf erworben. Seit die damalige Sowjetarmee 1989 geschlagen den Rückzug antreten musste, gilt das Land am Hindukusch als "Friedhof der Supermächte". Diese bittere Erfahrung droht nun auch den Amerikanern, die im Verbund mit den Nato-Partnern und weiteren Staaten einen bislang mäßig erfolgreichen Kampf gegen einen unberechenbaren Feind ausfechten.

Dass die Konferenz von London jetzt die erhoffte Wende bringt, ist mindestens ungewiss. Man muss nicht dem trostlosen Diktum der evangelischen Bischöfin Margot Käßmann folgen, die jüngst feststellte: "Nichts ist gut in Afghanistan." Aber wir sollten uns vor Illusionen hüten und dem weisen Altkanzler Helmut Schmidt glauben, der einmal mehr erklärt, warum dieser Krieg nicht zu gewinnen ist. Auch nicht mit einem "Strategiewechsel", sofern dieser ehrgeizige Begriff überhaupt angebracht ist. Schließlich setzt die Führungsnation USA weiter auf die militärische Karte, um die Taliban mit einem noch einmal verstärkten Aufgebot an Kampftruppen in einer Entscheidungsschlacht endlich zu bezwingen, und sie lässt sich dabei von den scheinbar wankelmütigen Alliierten nicht beirren. Gegen diese Offensive wirkt der deutsche Beitrag wie ein zaghaftes Aufrüsten, das in Washington auch nicht dadurch mehr Respekt hervorruft, dass der moderat ausgeweitete Bundeswehreinsatz um polizeiliche und zivile Komponenten ergänzt wird. Die schwarz-gelbe Regierung verkauft als "Neuanfang", was in Wahrheit ein typischer Kompromiss ist zwischen dem, was US-Präsident Barack Obama eigentlich von Berlin erwartet, und dem, was den zunehmend kriegsmüden Bundesbürgern gerade noch zuzumuten erscheint. Außerdem wird die vermeintliche Abkehr vom bisherigen Kurs nicht mit dem offenen Eingeständnis des Scheiterns verknüpft - das wäre wohl auch zu viel verlangt von einer Bundeskanzlerin, die dafür seit über vier Jahren die Verantwortung trägt. Überhaupt meidet Angela Merkel das Thema Afghanistan, wo sie nur kann. Erst zwei Mal hat sie dazu im Bundestag ausführlich gesprochen, am 8. September 2009 nach dem Fehlschlag von Kundus wenige Tage vor der Bundestagswahl und am vergangenen Mittwoch. Die Regierungschefin überlässt dieses politische Minenfeld lieber ihren jeweiligen Ministern für Verteidigung oder Auswärtiges, wie jetzt wieder in London. Die CDU-Vorsitzende weiß natürlich, dass sie als "Kriegskanzlerin" kaum Pluspunkte beim Volk sammeln kann. Doch wird sie mit dieser Defensivtaktik ihrer Führungsverantwortung nicht gerecht. Ihr Vorgänger Gerhard Schröder (SPD) hatte in dieser Beziehung mehr Mumm. Der Genosse duckte sich nicht weg, als es Prügel für die rot-grüne Koalition wegen des Kosovo-Kriegs gab oder eiskalten Gegenwind aus Amerika, weil sich Schröder dem Irak-Feldzug verweigerte. Man sollte die Weltbühne eben nicht nur für Bussi-Bussi und schöne Bilder nutzen, sondern auch dann, wenn es wehtut oder Konflikte mit den Großen auszuhalten sind. Wahrscheinlich sitzt die Enttäuschung über das Klimadebakel von Kopenhagen so tief bei der Kanzlerin, dass sie nur noch an Gipfeln teilnehmen mag, deren Rendite von vornherein garantiert ist. Das war bei dem gestrigen Treffen an der Themse schon deshalb auszuschließen, weil es sich dabei allenfalls um eine Etappe auf dem Weg zu einer erfolgversprechenden Exit-Strategie handelte. Und um den Versuch der Europäer, den Zorn der Amerikaner über den militärischen Defätismus ihrer Partner diplomatisch zu verbrämen.

Quelle: Südwest Presse

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