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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Wirtschaftswachstum

Archivmeldung vom 26.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wir alle sind verliebt in Wachstum. Vor allem Politiker und Firmenchefs tragen das Wort wie eine Monstranz vor sich her. Ganz besonders das Wirtschaftswachstum darf nicht enden, und Manager sprechen sogar dann noch von Nullwachstum, wenn sie Stagnation oder gar ein leichtes Minus in der Bilanz verschleiern wollen.

»Die Menschen des Westens sind seit langem geprägt vom ständigen Wachstum in fast allen Lebensbereichen«, schreibt der Sozialforscher Meinhard Miegel in seinem Buch »Epochenwende« und ergänzt: »Es wuchs nicht nur ihre eigene Zahl, noch stärker wuchs die Zahl der Wohnungen, der Automobile, der Straßenkilometer, einfach alles. Viele können sich eine Welt ohne Wachstum kaum noch vorstellen. « Ist Wachstum wirklich das Nonplusultra? In China brummt die Konjunktur, aber die Wirtschaft auf Hochtouren sorgt gleichzeitig für gigantische Umweltschäden, für mit Schwermetallen verseuchte Felder und Flüsse. Ein weiteres Beispiel aus der Wirtschaft: Wenn Konzerne wie beispielsweise Siemens ausufern, weil sie neue Felder beackern, auf denen sie keine Erfahrung haben, müssen sie sich oft irgendwann »gesund schrumpfen«. Die Konzentration auf die Kernkompetenzen kostet Tausende den Job. Die Medizin liefert ein weiteres anschauliches Beispiel dafür, dass Grenzen des Wachstums unvermeidlich und sogar erforderlich sind. Stammzellforschung darf nicht ungezügelt geschehen. Gesetze müssen Dr. Frankenstein verhindern: Menschen haben mehr zu bleiben als Material. Bei allem medizinischen Fortschritt, der selbstverständlich zu begrüßen ist, wird eine Grenze bleiben: Der Tod lässt sich nicht wegkurieren. Die Generation der 40-Jährigen in der Bundesrepublik muss umdenken. Sie war bislang gewöhnt, dass es immer aufwärts geht, das Einkommen steigt und die Zahl der Urlaubstage gleich mit. Aber jetzt wächst die Inflation, Heizen und Autofahren werden immer teurer. Das verfügbare Einkommen sinkt, statt zu wachsen. Das ist für diese Generation neu, nicht aber für ihre Großeltern, die die wirtschaftliche Berg- und Talfahrt vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Wirtschaftswunder nach 1945 miterlebt haben. Massenarbeitslosigkeit und galoppierende Inflation kennen sie nicht nur aus Schulbüchern. Ein Blick in die Geschichte sollte all jenen, die heute angesichts steigender Preise den Teufel an die Wand malen, etwas Gelassenheit bringen. Bis ins vergangene Jahrhundert hinein litten die Europäer Not, Sattessen war keine Selbstverständlichkeit. Das Wachstum der Lebensmittelproduktion vertrieb den Hunger. Dieses Kernproblem der Menschheitsgeschichte ist in Deutschland beseitigt, und die Freude darüber kann uns über Grenzen des Wachstums auf anderen Gebieten hinwegtrösten. Die meisten Deutschen leben weiter auf hohem Niveau. Wir sollten uns von der Illusion lösen, dass Wachstum keine Grenzen habe. Schon der Volksmund wusste: Bäume wachsen nicht in den Himmel.

Quelle: Westfalen-Blatt

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