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Weser-Kurier: zum Schweizer Urlaubsreferendum

Archivmeldung vom 12.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die spinnen, die Schweizer!" würde der dicke Gallier Obelix wohl wieder sagen - aber das ist erstens die französische Sicht aufs Arbeitsleben und zweitens zu schlicht gedacht. Denn wenn sich die Schweizer mit satter Zweidrittel-Mehrheit gegen eine Verlängerung des gesetzlichen Mindesturlaubs aussprechen, sollte man nicht leichtfertig auf kollektive alpine Geistesschwäche schließen. Zunächst einmal zeigt die magere Wahlbeteiligung von rund 45 Prozent, dass das Thema "endlich mehr Urlaub" die Eidgenossen nicht gerade umtreibt.

So überfordert und ausgebrannt scheinen die Arbeitnehmer also gar nicht zu sein, wie der Gewerkschaftsverband Travail Suisse mit seiner Initiative nahegelegt hat. Woran liegt das? Schaut man sich die Wirtschaftsstruktur der Schweiz an, fällt auf, dass dort drei von vier Beschäftigten im Dienstleistungsbereich arbeiten. Die körperlich hart arbeitenden Malocher in der Maschinenbau- oder Chemieindustrie machen gerade einmal 23,4 Prozent aus. Was die meisten Schweizer neben einem hohen Arbeitsethos - also Fleiß und Gründlichkeit - aber noch eint, ist ein im europäischen Vergleich überdurchschnittliches Einkommen. Und die ebenfalls überdurchschnittlichen Lebenshaltungskosten werden dadurch mehr als ausgeglichen, dass den Schweizern reichlich Netto vom Brutto bleibt. Hart arbeiten lohnt sich hier eben auch - anders als in Deutschland gibt es keine kalte Steuerprogression, die Gehaltssteigerungen im unteren und mittleren Bereich gleich wieder auffrisst. Der Irrglaube, dass mehr Urlaub die Folgen von Stress und Arbeitsverdichtung ausgleichen könnte, ist ja auch hierzulande verbreitet. Dabei mangelt es eher an einem befriedigenden materiellen Ertrag der Arbeit. Und häufig auch an etwas, das den Arbeitgebern nicht einmal Kosten verursachen würde: Interesse an den Beschäftigten und Anerkennung für deren Leistung. Da ist die Schweiz vielleicht schon weiter.

Quelle: Weser-Kurier (ots)

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