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Lausitzer Rundschau: Ingrid Betancourt ist frei

Archivmeldung vom 04.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Als Ingrid Betancourt gefragt wird, was ihre Befreiung für die Farc bedeute, hält sie einen Moment inne und sagt dann: "Es ist ein harter Schlag, der sie wie der Blitz getroffen hat." Ihre Rettung und die Art und Weise, wie es geschah, sind für die Linksrebellen tatsächlich der härteste Schlag in diesem Jahr, das bereits reich an Niederlagen für die Farc ist.

Sie haben ihre wichtigsten Führungsmitglieder durch natürlichen Tod oder Tötung durch die Armee verloren. Und die Ex-Präsidentschaftskandidatin war die mit Abstand wichtigste Geisel der Farc, ihr Kronjuwel und politisches Faustpfand, das ihnen mediale Aufmerksamkeit und einen gewissen Schutz vor Verfolgung sicherte. Mit beidem ist es nun vorbei. Möglicherweise steht die älteste und größte Linksguerilla Lateinamerikas ganz vor dem Ende. Allein die Tatsache, dass sich das Befreiungskommando unbemerkt einschleusen konnte, spricht Bände über den Zustand der Farc. Es ist eine Demütigung. Auch die Details, die Betancourt über die letzte Zeit ihrer Gefangenschaft erzählt, lassen auf massive logistische Probleme schließen. Das Essen sei weniger und schlechter geworden, die Versorgung der Geiseln mit Kleidung und Schuhen sei den Rebellen immer schwerer gefallen. Die geglückte Befreiung ist zugleich für Präsident Álvaro Uribe sein größter Triumph in knapp sechs Jahren Amtszeit, der ihn der so ersehnten zweiten Wiederwahl näher bringt. Und er erhielt Lob von Betancourt höchstselbst, die früher eine seiner schärfsten Kritikerinnen war. Uribe sei ein "sehr guter Präsident", sagte sie, weil er den Rebellen keine Verschnaufpause gegönnt habe und der Druck auf die Farc durch seine Wiederwahl 2006 aufrecht erhalten geblieben sei. Tatsächlich setzt der rechte Staatschef gegen die Farc-Rebellen seit August 2002 auf eiserne Härte. Während er den ultra-rechten Todesschwadronen Verhandlungen anbot, ließ er die Rebellen von Anfang an von der mit US-Hilfe hochgerüsteten kolumbianischen Armee verfolgen und in die Enge treiben. Allein dieses Jahr sind nach Angaben der Regierung rund 900 Farc-Kämpfer gefasst oder getötet worden, 860 Guerilleros hätten sich ergeben. Die Farc, die einst 17 000 Kämpfer hatte, verfügt nach Schätzungen nur noch über rund 11 000 Männer, Frauen und Kinder unter Waffen. Die Guerilla, die Marulanda 1964 zum Kampf für soziale Gerechtigkeit und eine Landreform gründete, finanziert sich heute über Drogenhandel und Erpressung von Lösegeldern. Ihr politisches Faustpfand sind rund 750 Geiseln. 40 unter ihnen waren Austauschbare, Verschleppte also, die als Druckmittel gegenüber der Regierung dienen. Zu ihnen gehörte auch Ingrid Betancourt. Ihre Befreiung könnte Kolumbien einem wirklichen Frieden ein Stück näher bringen. Das hängt entscheidend davon ab, ob die Rebellen ihren bewaffneten Kampf aufgeben und die Regierung überhaupt verhandeln will. Anzeichen für wirkliche Verhandlungsbereitschaft haben beide Seiten bisher nicht gezeigt.

Quelle: Lausitzer Rundschau


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