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Börsen-Zeitung: Das Risiko kehrt zurück

Archivmeldung vom 12.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

So haben sich die Marktteilnehmer das Jahresende sicher nicht vorgestellt. Das Thema Dubai war noch nicht ganz überwunden, da versetzten die maroden Staatsfinanzen Griechenlands die Anleger in Angst und Schrecken. Hinzu kommt die pessimistischere Einschätzung Spaniens durch die Ratingagenturen. Und vielleicht werden vor Jahresultimo noch weitere Länder der Euro-Peripherie Sorgen bereiten.

Zu einer griechischen Tragödie ist es an den Märkten zwar nicht gekommen - vor einigen Monaten noch wäre dies aber unweigerlich passiert. Jetzt haben sich die Aktienmärkte hingegen erstaunlich gut gehalten, die Anleger behielten nach dem ersten Schrecken die Nerven. Die Verluste hielten sich in Grenzen, zumal die Märkte in der zweiten Hälfte der beendeten Börsenwoche das preisgegebene Terrain zumindest teilweise wieder gutgemacht haben. Im Wochenverlauf hat der Dax lediglich 1% auf 5756 Zähler eingebüßt.

Die relative Robustheit des Marktes ist ein klares Indiz dafür, dass die seit dem Frühjahr laufende enorme Rally nicht auf Sand gebaut ist. Entgegen den vielfach geäußerten Befürchtungen handelt es sich - zumindest bei europäischen Dividendentiteln - wohl nicht um eine neue Überbewertungsblase. Solche Gebilde haben nämlich die unangenehme Eigenschaft, mitunter bereits bei schlechten Nachrichten zu platzen, die von geringerer Bedeutung sind als die jüngsten Entwicklungen am südlichen Rand der Eurozone.

Allerdings haben die Ereignisse und ihre Rezeption durch die Marktakteure aktuell die Aussicht auf eine Jahresend-Rally gründlich verhagelt. Einen solchen Endspurt dürfte es auch aller Voraussicht nach in der neuen Börsenwoche nicht geben. Am wahrscheinlichsten ist für die kommenden Handelstage das Szenario einer Seitwärtsbewegung.

Dies liegt zum einen daran, dass die Reihen der Marktteilnehmer mit Blick auf die nahenden Feiertage bereits ausgedünnt sind. Viele Akteure können es sich wegen der im Jahresverlauf erzielten Gewinne leisten, sich mit risikoreichen Engagements zurückzuhalten. Hauptgrund für die zu erwartende Kursflaute ist aber die Tatsache, dass sich mit den genannten Ereignissen die Risikoperzeption der Anleger verändert hat. Zwar schalten die Investoren noch nicht wieder auf Krisenstimmung um. Allerdings ist nun für alle klar erkennbar, dass die Spätfolgen der Finanzkrise noch lange für Verwerfungen sorgen werden. Deren Folgen könnten auch durchaus noch ernster sein als das, was sich gegenwärtig beobachten lässt.

Die sinkende Kreditqualität von Unternehmen wie Dubai World oder von Staaten wie Griechenland ist ein typisch spätzyklisches Phänomen. Ab dem kommenden Jahr rechnen beispielsweise die Analysten der WestLB zwar mit einer beginnenden Erholung der Kreditausfallraten. Sie merken jedoch kritisch an, dass zumindest im High-Yield-Segment die gegenwärtig eskomptierten Default-Prämien, die die Bondanleger verlangen, nicht mehr ausreichend sind. Mit anderen Worten: Zumindest an einem Teil der Märkte sind die Einschätzungen wohl optimistischer, als sie es eigentlich sein sollten. Dies sollte zumindest das Potenzial für weitere Kursgewinne sehr eng begrenzen.

Möglicherweise geben die jüngsten Ereignisse auch bereits einen gewissen Vorgeschmack auf das kommende Jahr. Dieses dürfte nämlich nach Einschätzung vieler Ökonomen und Volkswirte für die Märkte recht schwierig werden.

So ist mit einer nachlassenden Dynamik des globalen Wirtschaftswachstums zu rechnen, nachdem die Erholung von der Talsohle der Krise zügig verlaufen ist. Viele Experten rechnen damit, dass die Notenbanken, allen voran die Fed, anstatt mit der Normalisierung der Geldpolitik zu beginnen, sich zu weiteren konjunkturellen Stützungsmaßnahmen hinreißen lassen. Dies könnte aber das Vertrauen in US-Anleihen und den Dollar unterminieren. Sollte es zu einem Crash am US-Bondmarkt kommen, würde dies unweigerlich auch Dividendentitel in Mitleidenschaft ziehen. Da die Aktienmärkte konjunkturelle Entwicklungen um einige Monate vorwegnehmen, könnte es sein, dass die Anleger den Höhepunkt der Kurserholung bereits gesehen haben.

Quelle: Börsen-Zeitung

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