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Lausitzer Rundschau: Abschluss der Paralympics in Peking

Archivmeldung vom 18.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Zeit der pathetischen Werbespots für die Paralympics im chinesischen Fernsehen ist zu Ende. Ein paar Nachwehen werden sich noch einschleichen, aber schon in einigen Tagen dürfte der Alltag das Programm beherrschen.

Es wird keine täglichen Bilder mehr geben von jubelnden Amputierten oder von Spastikern, die mit ihren Medaillen um den Hals um die Wette strahlen. Und frühestens dann kann sich zeigen, was als Hinterlassenschaft dieser Paralympics in China übrig bleibt. Mehr als 80 Millionen Menschen, die im Reich der Mitte mit einer Behinderung leben, harren gespannt der Dinge, die da kommen. Denn das Signal, das der Kopf des Staates über die Medien an die kleinsten Nervenenden des Systems ausgesendet hat, klingt vielversprechend: Behinderte gehören in die Mitte der Gesellschaft. Die Praxis wird zeigen, ob die Chinesen bereit sind, dem Aufruf zu folgen. Bislang taten sie sich schwer, die behinderten Menschen als ihresgleichen zu akzeptieren. Wer Peking besucht, der mag begeistert sein von den Möglichkeiten, die Behinderten in der Stadt geboten werden. Rollstuhlfahrer können nicht nur die Verbotene Stadt besuchen, sie können sogar die Große Mauer erklimmen. Behindertengerechte Busse und Taxen fahren nun künftig durch die Hauptstadt. Und überall in den vergangenen zwei Wochen strömte den Teilnehmern der paralympischen Spiele eine riesige Welle der Sympathie entgegen. Doch dort, wo China tatsächlich Entwicklungsland ist, nämlich auf den Dörfern, in denen immer noch rund 700 Millionen Menschen leben, wird das ganze Drama der Ausgrenzung behinderter Menschen deutlich. Es ist kein Gerücht, dass Behinderte versteckt werden, weil sie als Makel der Familie gelten. Und es ist auch kein Gerücht, dass Eltern autistischer Kinder beschimpft werden, weil sie ihren Nachwuchs nicht zum Normalsein erzogen haben. Um von weniger drastischen Diskriminierungen von Behinderten zu erfahren, muss man Peking jedoch nicht einmal verlassen. Auch in der Metropole klagen Betroffene darüber, dass sie keine Freunde mehr haben, keine Arbeitsstelle und keine ausreichenden therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen. Die Hoffnungen der Behinderten ruhen also auf der Propaganda des Staates. Und das nicht ganz zu Unrecht. Chinas Regierung schafft es immer wieder, seine Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Beispiel: Olympische Spiele. Bis in die entferntesten Winkel des riesigen Reiches befürworteten die Menschen das Großereignis. Ob Menschen, die 2000 oder 3000 Kilometer von Peking entfernt leben, das wirklich so meinten, wie sie es sagten, spielt dabei nicht einmal eine besonders große Rolle. Wichtig ist, dass der Reflex bei den Menschen funktioniert, der jahrelang durch die entsprechende Berichterstattung in staatlichen Medien ausgebildet wurde. Wenn ein ähnlicher Reflex geschaffen werden kann, der die Leute daran erinnert, dass Behinderte ein ganz normaler Teil der Gesellschaft sind, dann wäre den Behinderten in China schon sehr viel geholfen. 

Quelle: Lausitzer Rundschau

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