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Leipziger Volkszeitung zu Studienbedingungen

Archivmeldung vom 08.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer je eine Hörsaalbank an einer deutschen Uni gedrückt, sich in der Unibibliothek durch Fachliteratur gekämpft und auf eine Antwort des zuständigen Professors gewartet hat, dem muss man nicht erklären, wie es um die Lehr-, Struktur- und Betreuungsqualität an deutschen Hochschulen bestellt ist.

Dabei gilt unter Studenten die goldene Regel, dass im Mikrokosmos Uni alles mindestens doppelt so lange dauert und deutlich komplizierter ist als im Alltags- oder Berufsleben. Die Vorlesung ist so trocken wie unverständlich, der Professor erst wieder in zwei Wochen zu erreichen, das benötigte Buch wird gerade restauriert, der Kopierautomat ist defekt, das Seminar zu voll und die Abschlussarbeit wird erst im nächsten Jahr korrigiert. Wer sich beschwert, erhält leicht variierende Antworten mit immer gleicher Grundtendenz. Es ist richtig, dass es den Universitäten an finanziellen und personellen Mitteln mangelt. Jahrzehntelang wurden die Hochschulen kaputt gespart, Professuren und Mitarbeiterstellen bei gleichzeitig steigenden Studentenzahlen gestrichen. Der Wissenschaftsrat fordert daher berechtigterweise eine Milliarde Euro jährlich mehr für dringend benötigtes zusätzliches Personal, Tutorien oder Bibliotheksausstattung. Immer nur nach mehr Geld zu rufen, wäre aber zu einfach und greift zu kurz. Denn die hohe Zahl der Studienabbrecher ist nicht zuletzt der Gleichgültigkeit und dem mangelnden Engagement der Professoren sowie der Unverständlichkeit und Realitätsferne der Lehrveranstaltungen geschuldet. Das liegt unter anderem daran, dass die Forschung der Lehre, dem eigentlichen Kerngeschäft der Hochschulen, längst den Rang abgelaufen hat. Einfallsreiche Lehrkonzepte oder gute Bewertungen von Studenten zählen wenig. Möglichst viele Publikationen in renommierten Zeitschriften sorgen dagegen für die erstrebte hohe Reputation. Nicht zuletzt können die begehrten und karrierefördernden Drittmittel nur über Forschung, nicht aber durch eine gute Lehre eingeworben werden. Wie vom Wissenschaftsrat gefordert, ist daher ein Mentalitätswandel an den Universitäten hin zu einer neuen Lehrkultur überfällig. Dafür braucht es einerseits Anreize und eine verbesserte Anerkennung der Lehrqualität. Andererseits muss eine offensichtliche Vernachlässigung von Lehre und Betreuung schärfer sanktioniert werden. Studentische Evaluationen können hier als wichtiges Messinstrument fungieren. Das spornt die Professoren an und gibt den Studenten das Gefühl, dass ihre Nöte endlich ernst genommen werden.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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