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Börsen-Zeitung: Kontrastprogramme

Archivmeldung vom 09.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jetzt sind Bankenwelt und Bankenpolitik völlig aus dem Häuschen. In den USA, Musterland des Turbokapitalismus, werden die vor dem Kollaps stehenden Schwergewichte Fannie Mae und Freddie Mac mit Finanzspritzen irgendwo in der Spanne von 25 Mrd. bis 200 Mrd. Dollar aufgepäppelt - die Börse ist außer sich vor Freude über den Akt der Verstaatlichung zulasten der Steuerzahler.

Derweil macht sich die EU-Kommission wegen einer vergleichsweise läppischen 5-Mrd.-Euro-Bürgschaft nass, mit der die Eigentümer das Überleben der WestLB gewährleisten, und mischt sich auf ganz andere Weise als die US-Regierung in die Gestaltung des Bankenmarktes ein - dessen Eigentumsordnung in der EU nationaler Regelungshoheit unterliegt. Welch ein Kontrastprogramm!

Anderer Schauplatz, anderer Antagonismus: Bayern war zu Edmund Stoibers Zeiten (die gerade mal seit einem Jahr vorbei sind) eine Trutzburg des öffentlich-rechtlichen Bankgewerbes. Heute denkt die BayernLB vor lauter Schreck, dass ihr Ähnliches widerfahren könnte wie dem bemitleidenswerten Düsseldorfer Spitzeninstitut, gleich mal laut über die Hereinnahme eines Finanzinvestors nach. Das Tempo und die scheinbare Lässigkeit, mit denen hier wie dort vermeintlich gefestigte Kulturen, Traditionen, Weltanschauungen und Dogmen mir nichts, dir nichts über den Haufen geworfen werden, rauben Beobachtern den Atem.

Drittes Kontrastprogramm: noch einmal WestLB, diesmal im Vergleich zur HSH Nordbank. Die Träger der einst mächtigsten Landesbank - vor allem Land NRW und regionale Sparkassenverbände - haben ihr Institut durch fatale Fehl- und Nichtentscheidungen in die Defensive und eine schier ausweglose Situation manövriert. Die von der Finanzkrise ebenfalls schwer getroffene HSH Nordbank hingegen geht - offenbar mit Rückendeckung auch der Stadt Hamburg, des Landes Schleswig-Holstein und der dortigen Sparkassen - mit einem Programm in die Offensive, das in seiner Radikalität jedenfalls für eine Landesbank geradezu revolutionär erscheint. Gewiss, die Nordlichter haben das Profitabilitäts- und Effizienzprogramm angesichts des krisenbedingten Ertragseinbruchs und ihrer nach wie vor alles andere als komfortablen Kapitalausstattung bitter nötig. Aber - auch das macht hier den Kontrast aus - sie ziehen die Konsequenzen, solange sie selbst noch dazu in der Lage sind und ihnen niemand in Brüssel oder sonst wo die Bedingungen diktiert.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Bernd Wittkowski)

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