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Börsen-Zeitung: Kein Sommermärchen

Archivmeldung vom 21.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zumindest in sportlicher Hinsicht haben die deutschen Anleger Anlass gehabt, sich zufrieden ins Wochenende zu verabschieden. Denn der erhoffte, allerdings nur von den wenigsten für möglich gehaltene steile Anstieg der Formkurve der deutschen Nationalmannschaft hat die Zitterpartie gegen Portugal zu einem erfreulichen Abschluss gebracht.

Auf ein hoffentlich erfreuliches Ende der Zitterpartie am Aktienmarkt und einen steilen Anstieg auch der Dax-Kurve werden sie jedoch noch eine Weile warten müssen.

Anders als für die Fußball-Begeisterten wird ein Sommermärchen à la 2006 für die Aktionäre wohl ein Traum bleiben. Dafür bläst dem Aktienmarkt aus zu vielen Richtungen der Wind entgegen. So reißt vor allem die Serie beunruhigender Nachrichten über die Kreditkrise nicht ab und wird auch in der absehbaren Zukunft mindestens das Aufwärtspotenzial begrenzen, wenn nicht sogar weitere Rückschläge auslösen. Gerade die Finanztitel sind in den zurückliegenden Tagen wieder arg zerzaust worden, vor allem weil die britische Hypothekenbank HBOS und die Citigroup erheblichen zusätzlichen Wertberichtigungsbedarf ankündigten.

Vor diesem Hintergrund werden die Marktakteure weiterhin die Entwicklung an den Immobilienmärkten Großbritanniens und der USA beobachten. In der kommenden Woche stehen dazu drei Zahlen aus den Vereinigten Staaten an. So wird am Dienstag der Case-Shiller-Hauspreisindex vom April veröffentlicht. Laut Bloomberg rechnet der Markt mit einem gegenüber dem Vorjahr um 16% niedrigeren Niveau nach einem im April ausgewiesenen Rückgang um 14,4%. Am Tag darauf folgen die Neuverkäufe vom Mai, am Donnerstag die Verkäufe bestehender Eigenheime.

Die Sorgen über die Auswirkungen der Immobilien- und Kreditkrise werden gerade in den nächsten Wochen für ein eher zurückhaltendes Disponieren der Investoren sorgen. Denn im Juli beginnt die Berichtssaison für das zweite Quartal, in dem sich die Belastungen aus der Krise auch außerhalb des Finanzsektors niederschlagen dürften. Die Unternehmen müssen mit den konjunkturdämpfenden Effekten der Krise kämpfen. Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Kreditkosten. Ebenfalls alles andere als förderlich ist der extreme Anstieg des Ölpreises, der sich jetzt der Schwelle von 140 Dollar angenähert hat. Allerdings gab es zuletzt ein wenig Anlass, auf eine gewisse Entspannung zu hoffen. Denn es zeigt sich, dass die kräftigen Tagesveränderungen in den Terminmarktpreisen nicht nur nach oben zeigen müssen, sondern durchaus auch abwärts gerichtet sein können. Um bis zu 5 Dollar hat die Sorte WTI allein am Donnerstag verloren. Ausgelöst wurde der Einbruch von der Nachricht, dass die chinesische Regierung eine Erhöhung der Preise für Benzin und Diesel um 18% angeordnet hat. Das löste umgehend Vermutungen aus, dass die chinesische Nachfrage nach Treibstoffen und Öl deutlich nachgeben könnte.

Damit würde die wichtigste Antriebskraft für den Ölpreisanstieg erheblich abgeschwächt, was zu der von einigen Experten prognostizierten deutlichen Korrektur führen könnte. Aus Sicht der Aktienmärkte ist dies allerdings nur die eine Seite der Medaille. Denn die Nachricht ist letztlich nur ein weiterer Beleg dafür, dass der Boom der Emerging Markets Risse bekommen hat. Trotz des Eigenlebens, das die Schwellenländer zugegebenermaßen zunehmend entwickeln, spüren sie die Abschwächung in den Industrienationen. Vor allem aber haben gerade die Emerging Markets mit massiven Preisanstiegeninsbesondere auch bei den Nahrungsmitteln zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund wurden und werden in einigen Ländern die Leitzinsen erhöht. Da zudem die Währungen aufwerten,leidetaußerdem noch die Wettbewerbsfähigkeit. Kurzum: Auch in den Schwellenländern droht eine deutlichere Wachstumsverlangsamung, wenn auch von einem hohen Ausgangsniveau.

Mit dem Emerging-Markets-Boom würde jedoch ein stützender Faktor für die Unternehmensgewinne und die Aktienmärkte der Industrieländer an Kraft verlieren. Auch aus diesem Grund erscheint für Dividendentitel derzeit ein Sommermärchen 2008 eher unwahrscheinlich.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Christopher Kalbhenn)

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