Die Presse ist aus dem Häuschen und überschlägt sich im Freudentaumel zu der heute bekannt gewordenen Nachricht, daß die Stasiakten des Altbundeskanzlers Helmut Kohl veröffentlicht werden sollen.

Dabei übersieht man allerdings bewußt, daß es sich bei besagten Unterlagen nur um etwa 1.000 Seiten der eigentlichen Kohl-Akte handelt, die zudem nicht einmal personenbezogene Daten enthalten, den die sind wie auch die Daten des ehemaligen DDR–Geheimdienstes, der über Kohl jahrelang Informationen sammelte, weiterhin unter Verschluß und weder der Presse noch dem Bürger zugänglich.

Die Informationen um den Altbundeskanzler werden also doch nicht so öffentlich wie der Anschein vermuten läßt - nichts über die Schwarzgeldkonten der CDU oder über andere schwarze Geschäfte - und man kann davon ausgehen, daß selbst die verfügbaren Daten keinerlei Informationen enthalten, die in irgendeiner Form dazu beitragen könnten ein wenig Licht hinter den Altkanzler zu werfen.

Dennoch ist zu erwarten, daß einige Medien die Gunst der Stunde nutzen werden um exklusiv aus den X-Akten zu berichten. Mit Sicherheit wird es hier und da ein kleines „Feuchtwarmes-Medailles-Lüftchen“ geben über das natürlich ausführlich berichtet wird.

Was ist aber mit den geschichtlichen Hintergründen, die Fakt und unwiderlegbar schon heute bekannt sind und dem Kanzler der Einheit leider kein gutes Zeugnis aussprechen – Hintergründe und Tatsachen die den sogenannten „freien Medien“ seit Jahr und Tag bekannt sind, über die aber in den seltensten Fällen öffentlich gesprochen wird?

Und so wird es auch hier wieder der Fall sein, daß der Bürger dank den Mainstreammedien alles und dennoch NICHTS über die Person Helmut Kohl erfahren wird.

M. Dahlke