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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Mehdorn-Rücktritt

Archivmeldung vom 31.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jetzt ist der sprichwörtliche Zug für den Bahnchef doch noch früher als erwartet abgefahren. Hartmut Mehdorn war nicht mehr zu retten. Vor allem der Druck der Arbeitnehmer-Vertreter im mächtigen Aufsichtsrat war am Ende zu groß.

Die Gewerkschaften haben dem Spitzenmanager bereits am Wochenende den Rücktritt nahegelegt - und ihm somit die Chance genommen, bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz das Ruder noch einmal herumzureißen zu können. So musste der kantige Bahnchef ausgerechnet an dem Tag seinen Hut in den Ring werfen, an dem er die besten Zahlen präsentieren konnte, die die Deutsche Bahn AG seit Jahren vorzuweisen hat. Aber sind nach Mehdorns Rücktritt auch alle Probleme der Bahn mit einem Schlag beseitigt? Hartmut Mehdorn ist gestern erhobenen Hauptes aus dem Führerstand der Bahn getreten. Er hat dafür gesorgt, dass die Bahn AG besser ist, als es in der öffentlichen Wahrnehmung nach all den Datenskandalen zuletzt der Fall war. 2,48 Milliarden Euro Gewinn - diese Zahl ist Beleg genug, dass das Unternehmen trotz aller Kritik grundsätzlich hervorragend dasteht. Zweifellos: Mehdorns Verdienste um die Bahn AG sind groß. Er hat verkrustete Strukturen aufgebrochen. Er hat das lukrative ICE-Streckennetz ausgebaut. Er hat die Bahn wirtschaftlich saniert und zu einem modernen Logistikunternehmen gemacht. Mehdorn war ein unbequemer Manager, einer, der der Politik nicht nach dem Mund geredet hat. Der 66-Jährige hat einen Verkehrsminister entmachtet und zahlreiche Kämpfe - nicht zuletzt die mit dem Aufsichtsrat - für sich entschieden. Den letzten Kampf seiner Ära als Bahnchef hat er verloren. Nach all den Pleiten, Pech und Pannen der vergangenen Monate (brüchige ICE-Achsen, Schaltergebühr, Bonus-Skandal usw.) hat die Datenaffäre das Fass zum Überlaufen gebracht. Mehdorn ließ nicht nur seine leitenden Angestellten bespitzeln. Der Konzern soll darüber hinaus auch massenhaft E-Mails von Beschäftigten überprüft haben. Dieser weitere massive Vorwurf hat Mehdorn das Genick gebrochen. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass der Chef der Deutschen Bahn AG von all den Machenschaften nichts gewusst haben will. Seine halbherzigen Entschuldigungen und vor allem seine Aussage, die Datenaffäre sei nicht lückenlos aufzuklären, haben Mehdorn nicht glaubwürdiger gemacht. Er selbst sieht sich als Opfer einer Kampagne. Die wirklichen Opfer sind aber die mehr als 200000 Beschäftigten, die für die Bahn jahrelang die Knochen hingehalten haben. Jetzt gilt es, schnellstens einen guten Nachfolger zu finden. Sollten die Parteien daraus ein Politikum machen, wäre dies genau so schwer vermittelbar wie zuletzt Mehdorns Kleben am Chefsessel. Der Neue muss den Sumpf trockenlegen, wie FDP-Chef Guido Westerwelle gestern zu Recht gefordert hat. Nur dann ist die Pleiten-, Pech- und Pannenserie der Bahn endgültig zu stoppen. Sonst wird es weitere Affären geben - auch ohne Mehdorn.

Quelle: Westfalen-Blatt

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