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Leipziger Volkszeitung zu Ifo-Studie

Archivmeldung vom 22.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Materielle GrenzenPolitisch ist die Lage klar: Im Osten liegt die Linke erstmals deutlich vor den Volksparteien CDU und SPD. Ob das der noch immer zerrissenen Nation zum Vorteil gereicht, ist stark zu bezweifeln. Ökonomisch ist die Sache weniger eindeutig.

Da gibt es den Aufbau-Ost-Beauftragten der Bundesregierung, dessen Geistesblitze die ostdeutschen Landschaften nur äußerst selten erhellen. Er gibt den Optimisten. Die Lage sei im Griff, der Aufschwung im vollen Umfang in Ostdeutschland angekommen. Im Gegensatz dazu kommen die Ost-Experten beispielsweise vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle zu der eher frustrierenden Botschaft, dass die Aufholjagd der neuen Länder ein Wunschtraum bleibe. Statt aufzuholen stecke der Osten in der Krise fest. Bei derlei Bandbreite der Beurteilung lohnt sich ein Blick auf die Fakten. Auch in den so hochgelobten Clusterregionen fehlt es an qualifiziertem Fachpersonal. Weil die wirtschaftliche Grundlage der Ost-Wirtschaft aber mit wenig Ausnahmen auf der einfachen Marktaufteilung beruht, im Westen wird gedacht und produziert, im Osten verkauft und konsumiert, gibt es für die ostdeutschen Hochqualifizierten wenig Grund in der Heimat zu bleiben. Die hochgelobte Leuchtturm-Ökonomie funktioniert mit Mühe und Not bei den Autoherstellern in Leipzig oder den Chip-Produzenten in Dresden. Aber deren Anziehungs- und Ausstrahlungskraft hat sich bislang als zu gering herausgestellt, um eine ganze Region mitzureißen. In dieser Situation helfen guter Wille und noch so optimistische Lehrsätze aus der fernen Hauptstadt wenig. Völlig kontraproduktiv ist die Forderung Tiefensees nach Lohnuntergrenzen in den neuen Ländern. Wenn der Ost-Stratege glaubt, mit Mindestlöhnen, am Ende gar flächendeckend, den Arbeitsmarkt und Konjunkturverlauf im Osten dynamisieren zu können, trägt er Mitschuld an Misere anstatt der dümpelnden Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Weil Dumpinglöhne aber unsozial und gesellschaftspolitisch unverträglich sind - ganz zu schweigen von der noch immer billigeren Konkurrenz noch weiter östlich - hilft in dieser Situation nur eines: Mehr Schwung am Wirtschaftsstandort Deutschland. Der Glaube, eine Sonderkonjunktur in einem Teil der Republik ließe sich in einer globalisierten Weltwirtschaft organisieren, stößt rasch an materielle und politische Grenzen. Ernsthafte Beachtung finden die neuen Länder nicht. Für den Osten und die Lebenslage der Menschen interessieren sich derzeit nur noch politische Fachleute. Es wird noch eine lange Zeit dauern, bis der Osten mit dem Westen gleichgezogen ist. Das ist aber kein Grund, die vorhandenen Stärken vor Ort nicht zu pflegen und auszubauen. Das geht weniger mit Lohndruck als mit der Förderung von Zukunftsinvestitionen insbesondere an den Hochschulen. Die Investition in Bildung und Ausbildung ist zwar weniger spektakulär, am Ende jedoch effektiver. Wer dies früh beherzigt, hat künftig auch im Wettbewerb um Investoren die Nase vorn.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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