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Börsen-Zeitung: Friends & Family

Archivmeldung vom 26.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Und wieder sind es weniger. Die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Fondsanteilen ist im zweiten Halbjahr 2010 um fast eine halbe Million gesunken. Damit waren immerhin noch 8,2 Millionen Bundesbürger direkt oder indirekt in Dividendentiteln engagiert. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) beklagt angesichts dieser Zahlen einen "schweren Rückschlag für die Aktienakzeptanz". Es bedürfe großer Anstrengungen aller Beteiligten, enttäuschte Anleger zurückzugewinnen, meint die Lobby.

Doch wer will nach den Erfahrungen mit wankelmütigen Kleinaktionären bei Börsengängen noch um den Mann von der Straße werben? Investmentbanken, die bei IPOs ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben, sicher nicht. Sie scheuen die Privatleute, die auf schnelle Zeichnungsgewinne setzen, und versuchen deshalb, deren Anteil so gering wie möglich zu halten - auch wenn dies keiner laut sagt. Juristen? Gleich gar nicht, sie fürchten Prospekthaftungsklagen und wollen so viel Geheimhaltung wie irgend möglich. Unternehmen? Kein Manager möchte in die Hände nörgelnder Gesellschafter fallen, die sich auf der Hauptversammlung wichtig nehmen und mit nur wenigen Aktien Sand ins Getriebe streuen.

Banken helfen mit ihrer Gebührenpolitik der Aktienakzeptanz auch nicht auf die Beine. Kapitalanlagegesellschaften verkaufen lieber Zertifikate mit Schnickschnack, den Kleinanleger nicht verstehen, als für Aktien die Werbetrommel zu rühren. Gezielt wird auf Asset Manager - denn das sind die "Kapitaltöpfe", auf deren Entscheidungen auch die Investoren in London oder New York schauen, wenn neue Aktien ins Rennen gehen: DWS, Deka oder AGI sind die Ankeraktionäre, auf sie kommt es an.

Auch wenn es sich um öffentliche Angebote handelt, ähneln Börsengänge inzwischen eher Privatplatzierungen. Die Investmentbanken versuchen, das meiste für die Altgesellschafter herauszuholen, ohne den Investoren einen "Underperformer" anzudrehen. Geschachert wird im kleinen Kreis im Hinterzimmer statt auf dem offenen Marktplatz; das Postbank-IPO steckt so manchem Marktteilnehmer noch in den Knochen. Bei Kabel Deutschland sollen es nur um die 30 institutionelle Investoren gewesen sein, die am Ende dafür sorgten, dass das IPO "geflogen" ist. Es geht längst um eine neue Form des altbekannten "Friends & Family". Und mit diesem Kreis sind definitiv keine Kleinanleger gemeint.

Quelle: Börsen-Zeitung

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