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WAZ: Manager-Schelte - Der Gipfel vor dem Gipfel

Archivmeldung vom 30.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Manager der Dresdner Bank haben der Politik einen großen Gefallen getan. Die Gier, mit der sich die ehemaligen Chefs trotz Versagens die Millionen in die Tasche gesteckt haben, erlaubt es der Kanzlerin und anderen, endlich mal wieder ihrem Volk aus der Seele zu sprechen. Unanständig, unglaublich, schamlos.

Die Empörung ist berechtigt, sie treibt das Volk auf die Straße und lässt Populisten wie Oskar Lafontaine fröhlich in die Tasten greifen. 80 Prozent Spitzensteuersatz, um den "Ganoven das Geld wegzunehmen". Nie war der Ruf von Wirtschaftsführern derart ramponiert. In Frankreich nahmen Mitarbeiter ihre Chefs in Geiselhaft, in den USA fahren Touristenbusse die Villen der AIG-Manager ab.

Eine Lösung für die Krise ist das nicht. Zumal manche Analyse zu kurz greift. In der Krise dürfe der normale Maßstab nicht verloren gehen, sagte Merkel. Das kann man auch umgekehrt sehen. Ist nicht eher der normal gewordene Maßstab, ein sattes Gehalt ohne Verantwortung für Fehlentscheidungen zu kassieren, Ursache dieser Krise? Wenn Banken Angestellte danach bezahlen, wie viele Hypothekendarlehen sie an Arbeitslose verkaufen, wenn Manager versagen und dennoch Millionen einstreichen, ist grundlegend etwas faul. "Haftung ist eine Voraussetzung für die Wirtschaftsordnung des Wettbewerbs", schrieb Walter Eucken, ein Gründervater der sozialen Marktwirtschaft, 1952 und sagte bei Zuwiderhandlung eine Verstaatlichung voraus. Es gibt sie noch, die Ökonomen, die mit ihren Vorhersagen recht behalten.

Im Moment ist offenbar noch nicht die Zeit der Rückschau. Krisenmanagement ist angesagt. Ab Donnerstag versuchen 20 Staats- und Regierungschefs unter dem Protest zigtausender Globalisierungsgegner die Weltwirtschaft zu retten. Der Gipfel in London steht vor einer enormen Herausforderung: Er muss den Laden zusammenhalten, klar machen, dass die Welt gemeinsam handelt und nicht bloß gemeinsame Erklärungen abgibt, um kurz darauf hinter den eigenen Jägerzäunen zu veschwinden. Der freie Welthandel ist nicht Ursache der Krise. Seit 1980 ist die Lebenserwartung überall in der Welt - Afrika ausgenommen - gestiegen, hat die Kindersterblichkeit ab- und der Wohlstand zugenommen. Eine Ent-Globalisierung würde die Krise enorm verschärfen. Aber noch etwas muss der Gipfel leisten. Er muss - und das widerspricht den Interessen der USA und Briten - klar machen, mit welcher neuen Ordnung die Krise bewältigt wird. Abtauchen, und nach der Welle weiter machen wie bisher, darf es nicht geben. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Thomas Wels)

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