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Leipziger Volkszeitung zu IOC/Olympia

Archivmeldung vom 06.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn einst der berühmte Sack Reis in China umfiel, galt dieser Vorgang als bestes Synonym für völliges Desinteresse - bezogen auch auf das Riesenreich selbst. Kaum jemand scherte sich darum, was dort passierte, Tibeter und Uiguren werden es bestätigen. Jetzt, da China eine ökonomische Großmacht geworden ist, schwanken die Börsen, sobald ein Sack Reis nur zu stürzen droht.

Mit Riesenschritten hat China den Weg ins neue Jahrtausend eingeschlagen und ist dabei oft über seine eigenen Beine gestolpert. Vieles erscheint widersprüchlich, erst recht durch die europäische Brille betrachtet. Je näher die am Freitag offiziell beginnenden Olympischen Spiele rücken, desto offensichtlicher werden die Merkwürdigkeiten. Alle Beteiligten haben sich bislang nicht mit Ruhm bekleckert, das Desaster um den Fackellauf war der Beginn. Wenige Tage vor der Eröffnungsfeier fiel der Gastgeber nun durch mangelhaftes Krisenmanagement und eine undurchsichtige Informationspolitik auf. Das Theater um den unvollständigen Internet-Zugang wäre lächerlich, hätte es nicht eine große Bedeutung für die Glaubwürdigkeit der Organisatoren. Diese sprechen ein Verbot für Journalisten aus, den symbolträchtigen Platz des Himmlischen Friedens ohne Anmeldung (was Genehmigung bedeutet) zu betreten, um Interviews zu führen. Wenig später wird mit dem Verweis auf ein Missverständnis nachgebessert. Das ständige Betonen drohender Terrorakte wirkt, als sollten die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen legitimiert werden. Dieser Verdacht mag unbegründet und damit ungerecht sein, er drängt sich dennoch auf. Das Internationale Olympische Komitee scheint nicht nur ein Kreis beratungsresistenter Funktionäre zu sein, es ist auch einer. In Jacques Rogges Mannschaft weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut und keiner genau, welche Absprachen der IOC-Präsident genau getroffen hat. Was auch kein Wunder ist, denn der oberste Herr der Ringe kann sich auch nur schlecht daran erinnern, dass er vor kurzem noch das uneingeschränkte Nutzen des weltweiten Informations-Netzes während der Spiele gefordert hat. Zur Freude seiner Kritiker, die sich im Kampf um seine Nachfolge in Stellung bringen. Dazu gehört jetzt auch der Kanadier Richard Pound, der zum großen Gegenspieler von Thomas Bach, dem obersten deutschen Sportführer, werden könnte. Noch hat sich diese Gemengelage für das IOC nicht negativ ausgewirkt, das einen neuen Ertragsrekord vermeldet. 3,4 Millionen Dollar bringen allein 2008 die Spiele ein. Olympia erweist sich nach wie vor als Goldgrube, weil viele Wirtschaftsunternehmen auch und gerade in der chinesischen Metropole präsent sein wollen. Hier zeigt Flagge, wer verdienen will. Das IOC wusste das und hat deshalb Peking vor sieben Jahren zum Gastgeber gewählt.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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