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Börsen-Zeitung: Rückkehr der Angst

Archivmeldung vom 11.07.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer hätte das gedacht? Die finanziellen Schwierigkeiten einer einzigen portugiesischen Bankiersfamilie stürzen die Aktien- und Bondmärkte der Staaten der Eurozonen-Peripherie in Turbulenzen und verursachen Schockwellen bis hin zu Bundesanleihen und dem Goldpreis. Auf einmal hat man das Gefühl, die europäische Banken- und Staatsschuldenkrise kehrt mit Macht zurück.

Diese Krise schien doch längst überwunden: Die betroffenen Staaten können sich an den Anleihemärkten wieder zu Konditionen wie vor dem Beinahe-Kollaps refinanzieren, und bei dem anstehenden Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nicht etwa der gesamte europäische Bankensektor durchfallen, sondern höchstens einige wenige besonders schwach aufgestellte Institute. Weshalb nun diese kräftigen Reaktionen an den Märkten?

Wie sich zeigt, ist die Krise in mancherlei Hinsicht doch noch nicht ganz verschwunden. Das gilt nicht nur für die schwerwiegenden sozialen Folgen, die das Gros der Bevölkerung der betroffenen Länder noch viele Jahre zu tragen haben wird. Die Einkommensverluste breiter Bevölkerungsschichten drücken auf den Konsum und bremsen damit die konjunkturelle Erholung in Südeuropa aus. Das wiederum macht die Volkswirtschaften inklusive ihrer Unternehmens- und Finanzsektoren für neue Schwierigkeiten anfällig. Zudem sind die Staaten immer noch hoch verschuldet und die Banken mit ihrem Deleveraging noch lange nicht am Ziel.

Die Krise ist offensichtlich auch noch in den Köpfen der Kapitalmarktteilnehmer vorhanden, die bereits bei den Problemen einer einzigen Finanzgruppe - zugegebenermaßen der mit Abstand wichtigsten in Portugal - wieder in den Krisenmodus umschalten und in sichere Häfen fliehen.

Dass die somit zumindest in Teilbereichen noch nicht ganz überwundene Krise bislang nicht hinreichend wahrgenommen wurde, das liegt an der EZB. Diese musste, um die Banken, die Krisenstaaten und die Konjunktur der Eurozone über Wasser zu halten, die Märkte in einem noch nie dagewesenen Ausmaß mit Liquidität überfluten. Sie hat damit die Preise für Staatsanleihen, Bonds von Banken und Unternehmen, Aktien und anderen Assets in ihrer Funktion als Risikoindikatoren verzerrt und den Blick auf die Krise quasi zugekleistert. Die Rückkehr zu einer echten Normalität ist nicht abzusehen, denn notwendig ist eher eine nochmalige Ausweitung der Stützungsmaßnahmen als eine Rückführung nach US-Vorbild.

Quelle: Kommentar zur wirtschaftlichen Entwicklung in Portugal von Dieter Kuckelkorn - Börsen-Zeitung (ots)

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