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Westdeutsche Zeitung: Bildungssystem

Archivmeldung vom 13.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Endlich eine Studie, die mit dem Mythos aufräumt, Bildung allein sei der Freischein für Karriere, Sicherheit und Wohlstand! Tief hat sich die Vorstellung ins kollektive Bewusstsein gegraben, junge Menschen mit Abitur und Studium seien grundsätzlich auf beruflichen Erfolg programmiert, alle anderen auf Versagen.

Dabei ist die Wirklichkeit zerklüftet, wie der Begriff "akademisches Proletariat" signalisiert. Die höhere Bildung, seit jeher ein zentrales Merkmal des Bürgertums, verliert in der Risikogesellschaft ihre Garantieleistung und schwächt damit die Mittelschicht selbst. Wer heute noch dazugehört, kann morgen schon zum Prekariat gehören. Wer sich heute noch im Hörsaal als Teil des Bildungsbürgertums wähnt, kann morgen schon Teil der schamlos ausgenutzten "Generation Praktikum" sein. Doch der Verlust alter Gewissheiten sollte nicht zu der Schlussfolgerung führen, Abitur und Hochschulabschlüsse seien heute entwertet. Das Gegenteil ist der Fall. Da mögen von der gegenwärtigen Wirtschaftskrise auch besonders viele Hochqualifizierte betroffen sein, langfristig zahlt sich Bildung in den meisten Fällen noch immer aus. Statistisch gesehen wächst nicht nur ihr Einkommensvorsprung; sie sind auch seltener arbeitslos als Menschen ohne Berufsabschluss. Dass dennoch akademische Lebensläufe immer häufiger in die Erwerbslosigkeit münden, hat viel mit dem Bildungssystem selbst zu tun, dessen Steuerungsmechanismen versagen oder gar nicht erst greifen. Beispiel Lehramt: Man hat Generationen von Abiturienten vermittelt, ein Lehramtsstudium sei der sichere Weg ins berufliche Aus. Es sind genau diese Generationen, die jetzt an Schulen fehlen. Beispiel Medizin: Bis heute hält man Zehntausende mit dem Bollwerk eines hohen Numerus clausus vom Medizinstudium ab, zugleich bahnt sich schon jetzt ein Ärztemangel an, der gravierende Folgen für ganze Regionen haben wird. Zu den Fehlsteuerungen kommt, dass Abiturienten mit ihrer Studien- und Berufswahl zu häufig alleingelassen werden. Tatsächlich wären die Seminare in geisteswissenschaftlichen Fächern weniger überfüllt, würden junge Erwachsene bereits in der gymnasialen Oberstufe für die späteren Risiken einer solchen Laufbahn sensibilisiert.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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