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WAZ: Das BVB-Märchen

Archivmeldung vom 02.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ist es jetzt eine Sensation? Ein Wunder? Ein modernes Märchen? Es spricht vieles für die letzte Variante. Denn es war einmal ein Klub, der fühlte sich groß und stark, er sammelte Titel und Geld, manch einer im Verein hielt sich für beinahe unfehlbar, verfiel dem Größenwahn - und stürzte ab. Ins tiefste Tal und noch viel weiter. Der Verein Borussia Dortmund stand anno 2005 nicht nur am Abgrund. Er war schon einen halben Schritt weiter.

Und nun, sechs Jahre später, an einem traumhaften Samstag, mündet eine Saison großer Momente des Glücks, der Freude, ja auch des Stolzes, in einen der wohl spektakulärsten Triumphe der Klubgeschichte: Borussia Dortmund, Deutscher Meister 2011. So vorhersehbar, so logisch, so verdient dieser Titel aufgrund der schwarz-gelben Überlegenheit seit Monaten auch gewesen sein mag, so sensationell mutet er in der Gesamtschau an. Einen derartigen Durchmarsch der Klopp-Jünglinge prophezeiten nicht einmal schwarz-gelbe Fantasten. Es ist ein modernes Märchen.

Es ist die siebte deutsche Meisterschaft für den Klub, die vierte seit Gründung der Bundesliga zur Saison 1963/64 - doch es ist von allen Bundesliga-Titeln wohl der überraschendste, ganz sicher der verdienteste und spätestens auf lange Sicht bestimmt der schönste. Keine Frage: Im Jahre 1995 brachen alle Dämme, als der BVB nach 32 Jahren wieder den Titel holte, es war die ultimative Befreiung - und dennoch hatte diese Meisterschaft in der Rückschau etwas Geplantes. Der BVB hatte Abermillionen investiert, hatte mit Reuter, Sammer, Riedle, Möller und Cesar fertige Stars für reichlich Bares geholt. Die Titelverteidigung 1996 war die Bestätigung, die Meisterschaft 2002 dann schlicht das - zudem sportlich glückliche - Ergebnis wirtschaftlich (ungesunder) Expansion, die nach den Millionen-Transfers von Rosicky und Koller im Kauf von Marcio Amoroso gipfelte.

Dieser Titel aber wird anders in Erinnerung bleiben. Der BVB hat nicht nur seine jüngste Vergangenheit abgeschüttelt, er hat sich auf den Trümmern neu erfunden. Unter der Aufsicht von Trainer Jürgen Klopp und unter Mithilfe der Verantwortlichen um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc hat der Verein ein Gebilde entwickelt, das weit über Dortmund hinaus Sympathien erntet. Die aktuellen BVB-Helden tragen nicht die Namen fertiger Stars, sondern sie heißen - stellvertretend für ein imposantes Kollektiv - Götze, Großkreutz, Schmelzer oder Hummels. Eine Mannschaft, deren Identifikationsgrad bei den Anhängern so hoch ist wie bei den Europacup-Helden von 1966 oder den Pokal-Helden 1989. Die aktuelle BVB-Mannschaft ist die jüngste Meister-Elf der Bundesliga-Geschichte, doch ihren Platz im Herzen der Dortmunder Anhänger hat sie sich bereits auf ewig gesichert.

Es ist eine Mannschaft, die mit ihrer Begeisterung ansteckt, die das Spiel zelebriert, die Leidenschaft vorlebt, erfüllt mit dem Willen zum Sieg und zum Spektakel. Diese Elf, dieses Trainerteam, diese Vereinsführung hat Maßstäbe gesetzt, ein Beispiel gegeben für kluge Kaderplanung, für eine Spielidee und eine Klubphilosophie, die nicht allein abhängt von wirtschaftlich glänzenden Rahmenbedingungen.

Das Schönste daran: Das Märchen ist noch nicht zu Ende. Keiner weiß, wie und wo die Geschichte einmal endet. Wir wissen nur: Dieses erstes Kapitel war ein einziger Genuss. Danke, Borussia Dortmund!

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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