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LVZ: zu: Berlinale-Eröffnung Abseits vom Teppich

Archivmeldung vom 08.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bei einem Filmfestival zählen vor allem die Filme. Doch da man vorher nie weiß, wie sie sind, solange man zunächst blind auf große Namen setzt, ist durch die Hintertür eine Manie auch in die Berlinale eingezogen. Die heißt: Wir buchen Produktionen mit Stars, da ist wenigstens die Medien-Show auf dem Roten Teppich sicher.

Da Stars nur selten Schauspieler sind - und Filme mit ihnen häufig lediglich Marketingprodukte - gibt es bald ein Image-Problem. Denn Glamour hilft wenig gegen das Gähnen vor der Leinwand. Die Berlinale pflegte trotzdem, anders als Cannes und Venedig, lange den Ehrgeiz, die Frühjahrskollektion aus Hollywood zu holen. Und stand so vor dem Abgrund der Zweitklassigkeit. Der schien mit der Inthronisierung von Dieter Kosslick als Berlinale-Chef gebannt. Bis die Rückkehr des alten Dilemmas drohte - einem Festival, das sich während der Ost-West-Weltenteilung als Brückenbauer und politisches Festival verstand. Doch dass da in der Außenwahrnehmung eher Smarties zählten als Filme, die bewegen, könnte wieder anders werden. Denn in diesem Jahrgang laufen nicht nur Dokumentarfilme im Wettbewerb und eine Reihe von Spielfilmen mit brennenden, oft globalen Themen, sondern es kommen auch Werke von Regisseuren ins Bären-Rennen, die sonst ins Forum abgelegt wurden. Dass etwa Johnnie To aus Hongkong seit Jahren originäre Meisterwerke zwischen Sergio Leone und Sam Peckinpah dreht (The Mission, PTU), ist endlich auch mal den Wettbewerbs-Auswählern aufgefallen. Die bewiesen zuvor allerdings kaum mal einen guten Blick, beispielsweise fürs deutsche Kino. So ignorierten sie mit "Sommer vorm Balkon" und "Das Leben der Anderen" zwei der besten einheimischen Produktionen der jüngeren Vergangenheit, zugunsten von Zweitklassigem mit guter Lobby. Das war peinlich, und der Trend könnte sich 2008 fortsetzen, da kaum einer ernsthaft Doris Dörries "Kirschblüte" Festivaltauglichkeit zutraut. Aber die nationale Konkurrenz leidet ja ohnehin unter einem eigenen deutschen Problem: Dass nämlich der Fernsehfilm oft eine deutlich höhere Qualität besitzt als der Kinofilm. Da mag der noch so stolz und keinohrhasig daherhoppeln. Filmfestivals, wenn sie in der ersten Reihe bleiben wollen, sollten den Zustand der Weltwirklichkeit widerspiegeln. Im großen, gesellschaftlichen Panorama wie im Privaten. Die Perspektive, ob Weitwinkel oder Teleobjektiv, ist nicht entscheidend - aber der offene Blick. Was immer auch heißt: die persönliche Handschrift. Dass das nichts mit einem langweiligen Exkurs zu tun haben muss, dokumentiert diese Berlinale in einer Nebenreihe, mit Filmen des 85-jährigen Italieners Francesco Rosi (Wer erschoss Salvatore G.?, Drei Brüder, Hände über der Stadt). Und folgerichtig bekommt Rosi den Goldenen Bären für sein Lebenswerk. Was ein bisschen mehr zählt, als Goldie Hawn & Co. beim Kinoeinmarsch über den Roten Teppich.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Norbert Wehrstedt)

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