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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Afghanistan

Archivmeldung vom 27.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Für die deutschen Soldaten in Afghanistan, die Tag für Tag ihr Leben am Hindukusch riskieren, besteht kein Grund zur Freude. Sie werden über den zu laschen Strategiewechsel der Regierung enttäuscht sein, den Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Guido Westerwelle, Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg und CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich gestern in gleich vier getrennten Pressekonferenzen medienwirksam der Öffentlichkeit erläutert haben.

Und man kann die Soldaten sogar verstehen. Die deutschen Einsatzkräfte hatten mit einer Aufstockung von mindestens 1500 Soldaten gerechnet. Das »neue Engagement« am Hindukusch ist für die deutsche Truppe somit nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Mehr Soldaten, mehr Ausbilder, mehr Finanzhilfe: Fakt ist, dass der Einsatz für Deutschland teurer wird. Aber auch erfolgreicher? Zahlen belegen, wie katastrophal negativ die Bilanz nach acht Jahren am Hindukusch ist. Beispiel Polizeiausbildung: Derzeit gibt es 123 deutsche Polizisten, die afghanische Kollegen ausbilden. Die Zahl soll nun auf 200 aufgestockt werden. Somit können pro Jahr 5000 afghanische Polizisten geschult werden. Experten gehen davon aus, dass insgesamt 134 000 Polizisten benötigt werden. Beispiel Infrastruktur: Im Norden Afghanistans, also im Haupteinsatzgebiet der Deutschen, haben bisher nur 22 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Energie und Trinkwasser. Der Anteil der Kinder, die in die Schule gehen, beträgt gerade einmal 25 Prozent. Ganz zu schweigen von militärischen Erfolgen, die es viel zu selten gibt. Gerade weil es bislang zu wenig gelungen ist, Afghanistan zu stabilisieren, war ein Umdenken überfällig. Ob die Aufstockung um maximal 850 Soldaten, die Verdoppelung der Finanzhilfen auf 430 Milliarden Euro und die Absicht, Mitläufer der Taliban reintegrieren zu wollen, jedoch ausreichen werden, um tatsächlich in einigen Jahren komplett aus Afghanistan abzuziehen, ist mehr als fraglich. Wer glaubt schon ernsthaft, dass - wie von Guido Westerwelle in Aussicht gestellt - bereits in nur einem Jahr schrittweise mit dem Abzug begonnen werden kann? Fragwürdig ist das Verhalten der SPD, die den militärischen Einsatz zu Regierungszeiten immer befürwortet hat, heute davon aber nicht mehr viel wissen will. Fakt ist auch, dass der Einsatz gefährlicher wird. Denn wenn deutsche Soldaten afghanische Einsatzkräfte an der Front ausbilden, werden die Taliban nicht weit sein und gnadenlos zuschlagen. Jetzt blickt alles nach London zur Afghanistan-Konferenz. Dort soll morgen der große internationale Neuanfang eingeleitet werden. Ob unsere Verbündeten die deutschen Pläne begrüßen werden, bleibt abzuwarten. Deutschland will sich nur um die Ausbildung kümmern, Amerikaner und Briten sollen die Kampfhandlungen vornehmen - darüber wird in London zu reden sein.

Quelle: Westfalen-Blatt

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