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Der "Weser-Kurier" (Bremen): Nun ist Führung gefragt

Archivmeldung vom 21.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

"Chaostage bei der Bundeswehr" titelte gestern die Online-Ausgabe einer Hamburger Illustrierten. Das ist sicherlich boulevardesk übertrieben, doch die Häufung ernster Vorfälle sollte die Verantwortlichen schon alarmieren - insbesondere so kurz vor der Bundestagsabstimmung über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats für die Bundeswehr. Karl-Theodor zu Guttenberg, bislang Liebling der öffentlichen Meinung, muss jetzt zeigen, dass er seinem Hang zum Klartext auch klare Schritte - und notfalls Schnitte - folgen lässt.

Aufruhr auf einem Ausbildungsschiff, angebliche Vertuschungsversuche bei einem Unfall in Afghanistan, geöffnete und entwendete Feldpost - das ist nicht nur ein Imageproblem, das ist schieres Gift für die Moral der Truppe. Einer Truppe, die zunehmend zu einer Armee im Einsatz wird und werden soll, wie der zuständige Minister ja bei jeder Gelegenheit betont. Nun muss er diese Truppe als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt, wie es offiziell heißt, aber auch führen. Schon aus Verantwortungsgefühl, aber auch, um seine zahlreichen politischen Gegner zu widerlegen. Die würden ihn nämlich nur allzu gerne vorführen: als Luftikus, als lediglich gutaussehenden und gewandten Ankündigungsminister. Das nächstliegende ist, dass Guttenberg die Aufklärung der drei genannten Fälle zur Chefsache macht. Das lässt sich nicht mit ein, zwei kernigen Statements erledigen wie die Aufregung um etwas rustikale Initiationsrituale bei manchen Kampfeinheiten. Jetzt geht es um zwei Todesfälle und einen eklatanten Vertrauensbruch gegenüber Soldaten im Einsatz und deren Angehörigen. Jetzt ist ganz oben Führung gefragt. Besonders brisant sind die beiden Fälle aus Afghanistan, zumal zwischen ihnen durchaus ein Zusammenhang bestehen könnte: Wenn tatsächlich massenhaft Feldpostbriefe geöffnet wurden, um die fahrlässige Tötung eines Soldaten durch einen Kameraden auf einem Außenposten zu vertuschen, wäre das einer der größten Skandale in der Geschichte der Bundeswehr - vergleichbar mit dem sadistischen "Schleifer von Nagold" in den 60er Jahren oder dem massenhaften Absturz von Starfightern in den 70ern. Da offenbar auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft Gera immer noch auf Akten der Bundeswehr wartet, muss Guttenberg maximalen Druck im eigenen Haus erzeugen: Er sollte sich mehrfach täglich den Stand der Dinge vortragen lassen. Im Falle der "Gorch Fock" scheint es hingegen angebracht, durch eine zügige Ermittlung erst einmal für Beruhigung zu sorgen - und dann klarzustellen, was bei der Offiziersausbildung auf einem Kriegsschiff geht und was eben nicht. Hier muss auch der Wehrbeauftragte Augenmaß bewahren. Die angehenden Offiziere sollen ihre Soldaten später auch einmal in extrem gefährlichen Situationen führen können. Wer diesen Beruf anstrebt, kann sich selbst nach dem erschütternden Tod einer Kameradin nicht einfach weigern, das für den Schiffsbetrieb Notwendige zu tun. Bei einem Segelschiff ist das eben auch das Setzen der Segel. Wer das erst einmal ergebnisoffen mit seinen Ausbildern diskutieren möchte, sollte sich doch lieber einen Zivilberuf an Land suchen. Andererseits zeugt es auch nicht von souveräner Führungsstärke, wenn die Stammcrew das einzelnen nicht vermitteln kann und gleich von "Meuterei" spricht. Und wie ein Kadett mit Höhenangst auf einen Dreimaster gelangen konnte, ist ebenso zu hinterfragen - auch von dem gelernten Gebirgsjäger Guttenberg.

Quelle: Produzierender Chefredakteur

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